„Die Wache ist so nicht tragbar“ Wache der Bonner Bundespolizei ist marode

Bonn · Zu klein, zu eng und völlig marode: Seit Jahrzehnten ist die Wache der Bundespolizei am Bonner Hauptbahnhof nicht renoviert worden. Beamte sehen die Zustände als nicht tragbar an.

Die Wache der Bundespolizei am Bonner Hauptbahnhof als „in die Jahre gekommen“ zu bezeichnen, wäre eine starke Untertreibung. Denn sie bietet ein erschreckendes Bild: niedrige Decken, eine uralte Toilette und nur ein gemeinsamer Eingangsbereich für Hilfesuchende, Randalierer und Kriminelle.

Einen Wartebereich sucht man vergeblich. Die Beamten haben jedoch mit weiteren Widrigkeiten zu kämpfen: Es gibt nur einen einzigen Vernehmungsraum mit drei Schreibtischen. „Einzelvernehmungen sind so nicht möglich, zwei Zeugen, die eventuell widersprüchliche Aussagen tätigen, können nicht getrennt voneinander befragt werden“, erklärt Inspektionsleiter Helmut Langenbach.

Erkennungsdienstliche Erfassung potenzieller Straftäter nach modernen Standards – Fehlanzeige. Sie erfolgt in der Wache nur provisorisch. Ist eine digitale Erfassung notwendig, geht es nach Ramersdorf ins Polizeipräsidium. Dorthin werden auch alle gebracht, die längere Zeit in Gewahrsam genommen werden.

Die Wache der Bundespolizei am Bonner Hauptbahnhof
8 Bilder

Die Wache der Bundespolizei am Bonner Hauptbahnhof

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Denn eine funktionstüchtige Zelle gibt es in der Bundespolizeiwache nicht. Die alte, die direkt neben der Toilette liegt, entspricht in keiner Weise den heutigen Ansprüchen und wird deshalb seit Jahren nicht mehr genutzt. Außerdem ist die Wache viel zu klein: „Wenn wir uns zum Beispiel nach einem Fußballspiel um 15 bis 20 Leute gleichzeitig kümmern müssen, funktioniert das nicht“, sagt Langenbach.

Das Gebäude ist abrissreif

Für Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizei, liegt es auf der Hand: „Die Wache ist unter verschiedenen Aspekten nicht tragbar.“ Das betreffe zum Beispiel die Fürsorge für die Mitarbeiter, aber auch den Brandschutz. Und natürlich das, was die Bürger von einer Bundespolizeiwache erwarten dürften. „Dieses Gebäude ist nur noch dafür geeignet, eins zu eins ins Haus der Geschichte gebracht zu werden.“ Eine Modernisierung würde nichts bringen, ergänzt Langenbach. „Hier hilf nur die Planierraupe und dann ein Neubau.“

Die Räume stammen aus den 50er und 70er Jahren, und die Umstände, unter denen die rund 30 Bundespolizeibeamten arbeiten müssen, sind schon lange bekannt. Doch eine Modernisierung wurde schon seit Jahren regelmäßig aufgeschoben mit Blick auf ein neues Haus der Sicherheit – einen Neubau, in den die Beamten gemeinsam mit der Landespolizei und der Stadt einziehen sollten.

Doch das Projekt ist nach jahrelangen Gesprächen gescheitert. Wie berichtet, hatte die Stadt im Mai das Aus verkündet, da sich Verwaltung und Deutsche Bahn auf kein Finanzierungsmodell einigen konnten. Die Bahn als Bauherr wollte die Miete so kalkulieren, dass die Baukosten innerhalb von 15 Jahren refinanziert werden, um im Anschluss den Mietpreis auf das ortsübliche Maß zu reduzieren.

Darauf aber wollte sich die Stadt als Hauptmieter nicht einlassen und schlug vor, das Objekt langfristig für maximal 23 Euro pro Quadratmeter zu mieten. Das aber lehnte die Bahn ab.

Bundespolizei ist enttäuscht

Die Enttäuschung über diese Entscheidung ist Wurm und Langenbach ins Gesicht geschrieben. „Wir kennen die Details der Verhandlungen nicht, aber das Ergebnis stellt uns nicht zufrieden“, sagt Wurm. „Es wäre ein Leuchtturmprojekt gewesen, etwas Modernes, das es in Europa nicht häufig gibt.“

So wären Absprachen einfacher gewesen, man hätte intern Synergieeffekte nutzen können. „Wenn zum Beispiel Landes- und Bundespolizei ihre Waffen gemeinsam wegschließen, muss sich darum nur noch einer kümmern. Der andere kann mit auf Streife gehen“, so Wurm. Denn man dürfe nicht vergessen: In Bonn gebe es Politik, Wirtschaft und Internationales, „aber auch Kriminalität und Extremismus. Wir leben hier nicht in einer heilen Welt“.

Komplett aufgegeben habe man die Hoffnung auf ein Haus der Sicherheit an anderer Stelle zwar noch nicht. Aber darauf verlassen will sich die Bundespolizei laut Wurm nicht. Daher treibe man den Neubau der Wache parallel voran, erste Gespräche mit der Bahn hätten bereits stattgefunden. „Wir wollen eine kurze Planungsphase und dann schnell bauen.“ Gehe alles glatt, könne die neue Wache 2021 fertig sein.

Wo die Beamten bis dahin unterkommen sollen, dazu gibt es noch keine konkreten Überlegungen. Für Container sei vermutlich kein Platz, so Wurm. Alternativen seien die Dienstinspektion Köln oder das Revier in Siegburg. „Von dort aus würden wir dann Bonn bestreifen.“ Aber wie gesagt: Noch sei nichts in trockenen Tüchern.

Die Bahn wiederum teilte auf GA-Anfrage mit, sie könne die Pläne nicht kommentieren: Einem Sprecher zufolge gibt es keinen neuen Sachstand.

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