Zähes Unterfangen Wachtbergerin schlägt Einheitsdenkmal im Bundesviertel vor

Bonn · Bonn braucht ein Denkmal für die Deutsche Einheit, findet eine pensionierte Lehrerin. Ihre Bemühungen dafür sind bislang immer gescheitert. Dennoch gibt sie nicht auf.

 Eine Wachtbergerin würde neben Adenauer Kopf ein Einheitsdenkmal sehen.

Eine Wachtbergerin würde neben Adenauer Kopf ein Einheitsdenkmal sehen.

Foto: Martin Wein

24 Jahre nach der ersten öffentlichen Initiative soll nun vermutlich im Oktober 2022 an der Stelle des ehemaligen Nationaldenkmals vor dem neuen Humboldt-Forum in Berlin das Denkmal zur Deutschen Einheit eröffnet werden. Zwei Gestaltungswettbewerbe, inhaltliche Diskussionen, steigende Baukosten und nistende Fledermäuse hatten den Baubeginn der sogenannten „Einheitswippe“ mit dem offiziellen Titel „Bürger in Bewegung“ immer wieder verzögert.

Ein womöglich noch zäheres Unterfangen ist es, auch im ehemaligen Bonner Regierungsviertel an die Deutsche Einheit zu erinnern. „Die wurde schließlich hier in weiten Teilen geplant“, sagt eine Frau, die daran gerne etwas ändern würde. Die Wiedervereinigung 1990 sei der größte Lichtblick in der deutschen Geschichte mindestens des 20. Jahrhunderts, findet die pensionierte Gymnasiallehrerin aus Wachtberg. Ihren Namen möchte sie lieber nicht in der Zeitung lesen. Aber ihre Geschichte erzählt sie doch. Als Schulmädchen habe sie miterlebt, wie ihr Vater 1955 auch unter persönlichem Risiko für den gutbezahlten Führungsjob für die Wiedereingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik gestritten habe. „Das hat mich früh für die deutsche Frage sensibilisiert“, sagt die Dame. Seit 1990 fahre sie jedes Jahr mit ihrem Ehemann mindestens einmal zu kulturellen Entdeckungen in die inzwischen gar nicht mehr so neuen Bundesländer.

Kleinen Gedenkstein finanziert

Aus dieser Motivation heraus finanzierte sie 2013 aus eigener Tasche einen kleinen Gedenkstein vor dem Mahnmal der Opfer an der Berliner Mauer im Bad Godesberger Kurpark. Weil ihr die damalige Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann schnell und unbürokratisch den Weg dazu ebnete, entstand wenig später die Idee für ein Denkmal im heutigen Bundesviertel. Die Pflanzinsel vor der Villa Hammerschmidt oder der breite Bordstein vor dem ehemaligen Kanzleramt in der Nachbarschaft zum Adenauer-Kopf schweben der Initiatorin dafür vor. Sie reichte zwei Bürgeranträge an den Rat und die Bezirksvertretung Bonn ein, schrieb mögliche Sponsoren an, sprach mit Künstlern.

In Rat und Verwaltung wird das Anliegen offenbar nicht ernst genommen. Erst habe der Bürgerausschuss einen Prüfauftrag für einen Standort beschlossen. Dann sei dieser nicht im Protokoll erschienen. Später habe es aus dem Kulturamt geheißen, die 2016 von Bernar Venet für den Trajektkreisel auf der B9 geschaffene Skulptur Arc’89 könne als Einheitsdenkmal herhalten. „Einen Hinweis darauf gibt es vor Ort jedenfalls nicht“, sagt die ehemalige Lehrein. Zuletzt habe man sie seit 2017 auf die Vorlage eines Standortkonzeptes für Kunst im öffentlichen Raum durch die städtische Kunstkommission vertröstet.

Unklar, wann der Rat das Konzept beschließt

Dieser Stand gelte bis heute, heißt es auf GA-Anfrage aus dem Presseamt. Auch sei nicht absehbar, wann der Rat das Konzept beschließen werde. Klar sei jedenfalls, dass die Stadt ein solches Denkmal nicht finanzieren könne. Ein wie auch immer geartetes Engagement der Verwaltung zur Befassung mit der Idee ist nicht erkennbar. Auf ein Gespräch mit der Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger wartet die Antragstellerin seit deren Amtsantritt. Schon Schneider-Bönningers Vorgänger Martin Schumacher hatte die Bitte um ein Gespräch nie beantwortet. „Das versteht man im Stadthaus offenbar unter Bürgernähe“, sagt die Wachtbergerin.

In der Sache stellt sie sich eine überschaubare, abstrakte Installation vor. Natürlich solle es eine Ausschreibung geben. Die Kunstkommission solle einen Entwurf prämieren. Bei einem positiven Votum für die Idee in der Bezirksvertretung will sie sich auch weiter um Geldgeber bemühen. „Ich finde, auch Bonn sollte sich für die guten Jahrzehnte als Bundeshauptstadt erkenntlich zeigen“, sagt die Ideengeberin.

Auch ohne das seit Jahren überfällige Konzept abzuwarten, hatte die Bezirksvertretung Bonn jüngst grünes Licht für Erwin Wurms umstrittene Skulptur „Walking Bag“ vor dem Hauptgebäude der Universität Am Neutor gegeben. Bei künftigen Projekten wolle die Verwaltung die Bürger stärker beteiligen und mehr in den Dialog mit ihnen treten, kündigte Schneider-Bönninger in der entscheidenden Sitzung der Bezirksvertretung an.