Rückschlag für die Anklage Wacklige Zeugenaussage zur Bahnhofsbombe
Düsseldorf · Nach fast einem Jahr und insgesamt bislang rund 70 Verhandlungstagen war vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf am Montag erstmals das konkrete Geschehen am 10. Dezember 2012 auf dem Bonner Hauptbahnhof Gegenstand einer Befragung.
So hoch die Erwartung vor der Zeugenaussage am Montag gewesen war, so groß war hernach die Ratlosigkeit, die sich unter Prozessbeteiligten und Beobachtern breitmachte.
Bekanntlich ist der 28-jährige Marco René G. angeklagt, an jenem Tag eine selbst gebaute Rohrbombe auf Gleis 1 abgelegt zu haben, um mit ihrer Explosion möglichst viele Menschen zu töten.
Mit Spannung wurde nun die Befragung des 56-jährigen arbeitslosen Dekorateurs aus Bonn erwartet, der unter Prozessbeobachtern als "Kronzeuge" der Anklage gehandelt wird. Er war es gewesen, der die verdächtige Tasche mit dem mutmaßlichen Sprengsatz unter einem Schalensitz entdeckte, welche aus ungeklärten Gründen nicht zur Explosion kam.
Zunächst erzählte der Zeuge detailliert, was er damals am Bahnhof tat und beobachtete und schilderte dem Gericht auch ausführlich den Inhalt der blauen Reisetasche. Der Paukenschlag folgte, als nach mehrstündiger Befragung dann Tatortfotos von der Tasche und Teilen des mutmaßlichen Sprengsatzes gezeigt wurden: Da schloss der Zeuge nämlich kategorisch aus, dass es sich bei den Gegenständen um jene handelt, die er in der Tasche gesehen habe und die er abermals gänzlich anders beschrieb.
Von Relevanz könnten auch seine Angaben zu den zeitlichen Abläufen werden - falls diese nämlich mit den Aufzeichnungen des vorhandenen Videomaterials chronologisch nicht kompatibel wären. Die Verteidigung sah sich vom gestrigen Verhandlungstag nicht nur in materieller Hinsicht bestätigt. Sie hatte eingangs beantragt, die Aussagetüchtigkeit des 56-Jährigen mittels psychiatrischen Gutachtens überprüfen zu lassen, was vom Senat jedoch abgelehnt wurde. Auch moniert die Verteidigung die vermeintliche Unvollständigkeit des ihr zur Verfügung gestellten Aktenbestandes.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.