Kottenforst Wald auf dem Venusberg steht unter Wasser

BONN · Im Kottenforst haben sich Seen gebildet. Bäume stürzen um, weil die Wurzeln faulen. Jetzt patroullieren dort Baumkontrolleure.

 Sebastian Korintenberg steht im Wald auf dem Venusberg neben entwurzelten Nadelbäumen, darum herum ein See. FOTO: HORST MÜLLER

Sebastian Korintenberg steht im Wald auf dem Venusberg neben entwurzelten Nadelbäumen, darum herum ein See. FOTO: HORST MÜLLER

Foto: Horst Müller

Ein Bild wie aus dem Bilderbuch: Feiner Pulverschnee bedeckt die kargen Äste, auf den Wegen funkeln kleine Eiskristalle. Der Venusberg präsentiert sich zurzeit in schönster Winterpracht. Doch Stadtförster Sebastian Korintenberg hat kaum Augen für diese Märchenlandschaft. Schaut er abseits der Wege ins Unterholz, dann erblickt er ein Szenario, das er so noch nicht erlebt hat: eine Fläche von mehreren tausend Quadratmetern steht derzeit unter Wasser. "So viel Nässe wie in diesem Winter hatten wir noch nie", sagt er. Und diese enormen Wassermassen haben gravierende Folgen für den Wald. Denn dadurch kann keine Luft in die Erde eindringen, die Wurzeln mancher Bäume sterben innerhalb weniger Monate ab. "Dann genügt schon ein kleiner Sturm, um den Baum umzuknicken", weiß Korintenberg.

Seit Oktober ist viel zu viel Niederschlag gefallen. Während der Boden normalerweise rund 300 Liter pro Quadratmeter aufnehmen kann, sind in diesem Winter schon rund 400 Liter gefallen. "Das ist mehr als der Jahresverbrauch des Waldes", sagt Korintenberg. "Unsere Wasserspeicher sind randvoll gefüllt."

Auf dem Venusberg liegt unter einer rund 50 Zentimeter hohen Lössschicht eine Staustufe aus Lehm. "Und die lässt kein Wasser nach unten durch. Deshalb wird das eindringende Regenwasser wieder an die Oberfläche zurückgedrückt." Krater, Mulden, Bachläufe, Tümpel, Teiche - alles ist randvoll gefüllt, der Kottenforst gleicht an manchen Stellen einer Seenlandschaft. Über einen Kanal wird das Wasser zum Engelsbach und dann weiter ins Melbtal geleitet. Seit Jahren floss in diesem natürlichen Zulauf wenig bis gar kein Wasser, zurzeit ist schon von Weitem die Strömung zu hören.

Nicht jeder Baum kommt mit den veränderten Bedingungen zurecht. Während Flachwurzler wie beispielsweise Fichten auf "nasse Füße" sehr empfindlich reagieren und bereits reihenweise umgefallen sind, passen sich die Edellaubhölzer besser an. Und auch die Forstwirtschaft wurde durch das Wetter bereits ausgebremst. "Wir haben die komplette hochmechanisierte Holzernte für dieses Jahr abgesagt", berichtet Sebastian Korintenberg. "Wenn jetzt schwere Maschinen und Fahrzeuge über den glitschigen Boden fahren, dann würde zu viel zerstört werden."

Die Mitarbeiter der Stadtförsterei sind deshalb mit anderen Arbeiten beschäftigt. "Neben Fällungen aus Verkehrssicherungsgründen und kleineren Holzernten in trockenen Bereichen werden die Biotope und Kopfweiden gepflegt und die Obstbäume auf den Streuobstwiesen zurückgeschnitten", erläutert Förster Korintenberg. Auch die verschiedenen Naherholungseinrichtungen werden bereits auf Vordermann gebracht.

Trotzdem wünscht er sich jetzt anderes Wetter. "Wenn es endlich einmal längere Zeit frieren würde, dann könnten wir wenigstens das Holz, das wir im vergangenen Jahr geschlagen haben, aus dem Wald abtransportieren." Ein paar trockene Wochen ohne Regen und Schnee würden die Situation entschärfen. "Aber wir müssen auf die Natur hören und nicht gegen sie arbeiten", lautet seine Devise.

Damit Spaziergänger oder Läufer trotzdem gefahrlos auf dem Venusberg unterwegs sein können, patrouillieren die Baumkontrolleure der Stadtförsterei regelmäßig die Wege. Hat sich ein Baum auch nur ein wenig geneigt, wird er umgehend umgelegt. "Für Besucher besteht auf dem Venusberg keine Gefahr", beruhigt Korintenberg und ergänzt: "Die Bonner lieben ihren Wald. Und was man liebt, darauf achtet man auch."

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