An der Waldau Waldwege sollen gesperrt werden

WALDAU · Die Baumstämme liegen noch am Wegesrand, aber Bonns Stadtförster Sebastian Korintenberg hat sie vorerst beiseite räumen lassen. Bis vor einiger Zeit lagen die Stämme noch auf dem Weg, um ihn für Spaziergänger und Radfahrer unpassierbar zu machen. Denn eigentlich will der Förster zwei Waldwege an der Waldau sperren, und so ein größeres Rückzugsgebiet für Tiere schaffen.

Doch spätestens seit einer ähnlichen Aktion in Schweinheim weiß Korintenberg, dass man sich mit solchen Sperrungen den Ärger vieler Bürger einhandelt. "Aber meine Aufgabe ist es nicht, mir Freunde zu machen, sondern den Wald zu schützen", sagt Korintenberg. Und genau das will der Förster mit der Sperrung erreichen. "Mit einem homöopathischen Schnitt wäre schon viel erreicht", sagt Korintenberg.

ürde man die beiden Wege sperren, hätten Spaziergänger kaum Umwege in Kauf zu nehmen, Schwarz-, Dam- oder Rotwild aber mit wenig Aufwand eine relativ große Rückzugsfläche. "Im Augenblick ist es so, dass das Wild hier nur auf der Flucht ist", sagt der Förster. In seinem Einsatzgebiet habe er bislang ein einziges Mal ein Reh gesehen. Ungewöhnlich, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Korintenberg auch frühmorgens und spätabends unterwegs ist.

Rund 30 Bürger hätten sich, teilweise sehr heftig, bei einer Informationsveranstaltung vor Ort vor wenigen Tagen gegen seine Pläne ausgesprochen, sagt Korintenberg. "Ich habe durchaus Verständnis. Aber es gibt zwei Seiten. Und wenn ich, wie bei diesem Termin, höre, dass der Mensch vor der Natur kommt, dann bin ich ehrlich gesagt schockiert", sagt Korintenberg.

Rund 260 Meter ist einer der beiden Wege lang, der zweite etwa hundert Meter länger. Er liegt parallel zu dem Weg, der am Wildgatter vorbeiführt. "Es sind beides ruhige Wege, die Passanten nutzen, die den Trubel am Wildgehege vermeiden wollen", so Korintenberg. Rein rechtlich könne er die Wege sofort sperren, sagt der Förster. Das sieht der Duisdorfer Gerhard Reintzsch anders. "Da sollte Herr Korintenberg sich besser noch mal schlau machen. Meiner Meinung nach kann man die Spaziergänger nur in einem Naturschutzgebiet aussperren". Von der Rechtslage abgesehen sei es für ihn ein "Graus", wie verbliebene Freiheitsrechte der Bürger beschränkt würden.

Korintenberg will nun das Votum der Politik abwarten. "Und wenn die sich gegen die Sperrung entscheidet, werde ich das anerkennen und den Weg künftig wieder freischneiden", sagt der Förster. Und auch, wenn die Nutzung des Waldes in den letzten zehn Jahren durch Geocacher, Nachtjogger, Mountainbiker, Reiter oder Wandere stetig zugenommen habe, "ich will das alles gar nicht verhindern", sagt Korintenberg. "Aber wenn die Wege offen bleiben sollen, wird der Venusberg als Wald nicht ernst genommen. Dann ist das hier ein großes Disneyland. Mit entsprechenden Folgen für die Natur."

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