Fall Niklas P. Walid S. bleibt als Hauptverdächtiger in U-Haft

Bonn · Eine Bonner Richterin hat die Freilassung des 20-Jährigen abgelehnt. Der Verteidiger des mutmaßlichen Täters erwägt eine weitere Beschwerde.

 Das Rondell in Bad Godesberg ist zu einer Gedenkstätte für Niklas P. geworden.

Das Rondell in Bad Godesberg ist zu einer Gedenkstätte für Niklas P. geworden.

Foto: Ronald Friese

Der mutmaßliche Haupttäter im Fall des am 7. Mai getöteten Niklas P. bleibt hinter Gittern: Am Montag lehnte eine Ermittlungsrichterin nach einem von Walid S.' Verteidiger beantragten Haftprüfungstermin die Freilassung des 20-Jährigen ab. Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizei in einer gemeinsamen Erklärung mit.

Darin heißt es: Nach dieser „Entscheidung des Amtsgerichtes Bonn besteht gegen den 20-jährigen mutmaßlichen Haupttäter im Fall Niklas P. dringender Tatverdacht“. Den aber hatte dessen Verteidiger Martin Kretschmer nicht gesehen und Haftbeschwerde eingelegt.

Bereits am Montag vergangener Woche hatte der Prüfungstermin in Anwesenheit von Walid S., dessen Verteidiger und des Staatsanwalts vor der zuständigen Richterin stattgefunden. Doch zu einer Entscheidung war es an dem Tag nicht gekommen: Weil vor dem Termin Richterin und Verteidiger von „neuen Ermittlungsansätzen“ überrascht worden waren, hatte die Richterin die Entscheidung über die Haftbeschwerde verschoben. Und die ist nun gestern gefallen.

Bei den „neuen Ermittlungsansätzen“ handelte es sich um die am selben Tag erfolgte Verhaftung eines gesuchten möglichen dritten Tatverdächtigen im Fall Niklas P. Allerdings wurde der 17-Jährige nicht im Zusammenhang mit dieser Tat in Haft genommen: Weil der polizeibekannte Intensivtäter kürzlich seinem Prozess wegen einer anderen Tat unentschuldigt ferngeblieben war, hatte das zuständige Jugendstrafgericht einen sogenannten Hauptverhandlungshaftbefehl gegen ihn erlassen. Und der war vollstreckt worden, als der Jugendliche am Montag vergangener Woche von der Polizei gefasst wurde.

Ob der 17-Jährige tatsächlich der gesuchte dritte Täter ist, ist völlig ungeklärt. Laut Oberstaatsanwalt Robin Faßbender ist er nur eine von mehreren verdächtigen Personen. Walid S. aber ist für die Ermittler nach wie vor der Hauptverdächtige. Er soll nicht nur am Tatort in Bad Godesberg gesehen worden sein, sondern bei ihm wurde auch eine Jacke mit Blut des Opfers gefunden. Die will der Mann sich jedoch in der Tatnacht von einem Freund geliehen haben.

Für Verteidiger Martin Kretschmer ist die Beweislage alles andere als eindeutig. Auch neue Ermittlungsansätze sieht er nicht, wie er auf GA-Anfrage erklärte. Er erwägt nun, eine neue Haftbeschwerde beim Landgericht einzulegen.

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