Nach Drogen-Prozess in Bonn War Dealer als Wachmann tätig?

Bonn · Angeblich sollte er die Mitarbeiter der Verwaltung im Stadthaus vor rabiaten Besuchern schützen, doch der Mann, der sich als Security-Chef bezeichnete, hat selbst einiges auf den Kerbholz. Die Verwaltung verweist auf Sicherheitsunternehmen, das den Mann beschäftigt haben soll.

 Ein verurteilter Mann, der am Stadthaus gedealt hat, behauptet, im Verwaltungsgebäude als Security-Chef gearbeitet zu haben.

Ein verurteilter Mann, der am Stadthaus gedealt hat, behauptet, im Verwaltungsgebäude als Security-Chef gearbeitet zu haben.

Foto: Benjamin Westhoff

Der 25-Jährige war jetzt in zwei Strafverfahren vom Land- und Amtsgericht zu insgesamt mehr als vier Jahren Haft wegen Drogenhandels unter anderem rund ums Stadthaus verurteilt worden (der GA berichtete).

Vor Gericht war auch ein von dem 25-Jährigen per Handy aufgenommenes Video gezeigt worden, das ihn als Sicherheitsmann mit Dienstkleidung und Ausweis vor dem städtischen Bürgeramt zeigt. Ob der Mann aber tatsächlich in Diensten der Stadtverwaltung war, ließ sich am Freitag nicht klären. „Der Stadt ist der Vorgang bislang unbekannt gewesen. Es ist nicht bekannt, ob es sich um einen Sicherheitsdienst handelt, der von der Stadt eingesetzt wurde“, sagte Andrea Schulte vom Presseamt dem GA. Der Sicherheitsdienstleister, der bis 2018 im Stadthaus beauftragt gewesen ist, könne keine Angaben zu dem Vorgang machen. „Seit 1. Februar 2019 ist eine neue Firma eingesetzt, die daher ebenfalls aus der Betrachtung ausscheidet“, sagte Schulte.

Im Übrigen achte die Stadt auf die Einhaltung der strengen Ausschreibungskriterien, damit ein Fall, wie geschildert, nicht vorkommen dürfte. Auswahl und Überprüfung von Personal obliege hingegen den beauftragten Firmen. „Bei Kenntnis eines solchen Vorganges könnte nur die fristlose Kündigung des Wachauftrages betrieben werden“, sagte Schulte. Die derzeit beauftragten Sicherheitsdienste würden dahingehend sensibilisiert, verstärkt auf etwaige Vorgänge dieser Art zu achten und dies der Stadt und der Polizei anzuzeigen.

Rainer Friedrich vom städtischen Personalrat erklärte, der Personalrat habe keinen Einfluss darauf, welches Sicherheitsunternehmen ausgewählt werde. „Da sind wir außen vor.“ Anliegen des Personalrats sei es, dass die Mitarbeiterschaft geschützt würde. „Unsere Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass dieser Schutz auch sichergestellt ist.“

„Jeder Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma muss sich einer Zuverlässigkeitsüberprüfung unterziehen, die die Ordnungsbehörden durchführen“, erklärte Silke Wollmann, Pressesprecherin des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft. Zum konkreten Fall in Bonn könne sie nichts sagen, weil sie die Hintergründe nicht kenne. Generell gelte: Wenn der Bewerber vorbestraft sei, etwa wegen Drogenhandels oder Gewalttaten, dürfe er nicht eingesetzt werden.

Durch die Flüchtlingswelle seien indes wegen des plötzlich entstandenen enormen Bedarfs an Sicherheitskräften die Sicherheitsunternehmen wie Pilze aus dem Boden geschossen, so dass die Behörden mit den Überprüfungen kaum nachgekommen seien. Es sei nicht auszuschließen, dass deshalb der eine oder andere Mitarbeiter eingestellt worden sei, den man normalerweise nicht hätte nehmen dürfen. Das habe sich inzwischen wieder relativiert. Bei Kräften, die in Flüchtlingsunterkünften eingesetzt würden, sei mittlerweile sogar der Verfassungsschutz mit involviert.

Seitdem das Bonner Loch überbaut wird, stellt die Bonner Polizei eine Verschiebung sowohl der Drogen- als auch der Trinkerszene fest. „Auch das Stadthaus ist einer von mehreren Treffpunkten neben Kaiserplatz, Hofgarten und Windeckbunker“, sagte deren Sprecher Frank Piontek. Beliebter Aufenthaltsort am Stadthaus seien besonders bei gutem Wetter die Flächen zur Weiher- und Franzstraße hin. „Dort schauen regelmäßig Streifenpolizisten vorbei“, sagte Piontek. Einen Kriminalitätsschwerpunkt sieht die Behörde dort nicht.

Das war vor einigen Jahren noch anders. Bis 2014 verkaufte eine Bande aus der Altstadt dort Drogen und nutzten Bodenstrahler und Blumenkübel gerne als Versteck, um nicht mit zu viel Stoff erwischt zu werden. Die Drogenfahnder kamen ihnen dennoch auf die Spur. Das Gericht verurteilte zwei von ihnen vor drei Jahren zu Haftstrafen.

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