30 Jahre Innenstadt-Wache Warum die Bonner Wache Gabi ein Vorbild für andere Städte ist

Bonn · Die Wache Gabi in der Bonner City gibt es seit 30 Jahren. Die Streifen brauchen viel Besonnenheit und Empathie, müssen aber auch hart durchgreifen. Das System haben sich schon viele Städte abgeschaut.

Bei einem Festakt ließen sich von links NRW-Innenminister Herbert Reul, Polizeipräsident Frank Hoever und Oberbürgermeisterin Katja Dörner eine Ausstellung zeigen, die bald im Stadthaus gastiert. Der Stapel an Portemonnais fällt an einem Samstag an Fundsachen an.

Bei einem Festakt ließen sich von links NRW-Innenminister Herbert Reul, Polizeipräsident Frank Hoever und Oberbürgermeisterin Katja Dörner eine Ausstellung zeigen, die bald im Stadthaus gastiert. Der Stapel an Portemonnais fällt an einem Samstag an Fundsachen an.

Foto: Nicolas Ottersbach

Als vor 30 Jahren die Wache GABI in der Bonner Innenstadt öffnete, blickte die ganze Bundesrepublik auf das einmalige Projekt. Erstmals arbeiteten Polizei und Ordnungsamt so eng zusammen, dass sie sogar eine eigene Wache hatten. „Auch heute kommen noch Besucher aus ganz Deutschland und teils sogar der ganzen Welt, um sich etwas von uns abzugucken“, sagt Sascha Hessenbruch, Abteilungsleiter Ordnungswidrigkeiten und Stadtordnungsdienst. Das sei der beste Beweis dafür, dass das ehemalige Pionierprojekt, wie NRW-Innenminister Herbert Reul es in einer Feierstunde am Freitag nannte, gelungen und zukunftssicher sei.

Das Bonner Loch war schon immer das, was der Name implizierte: ein Sammelbecken, ein sozialer Brennpunkt, eine Problemstelle in der Stadt. Die daraus resultierenden Probleme von Drogen und Gewalt endlich in den Griff zu bekommen, war die Aufgabe, der sich die Gemeinsame Anlaufstelle Bonner Innenstadt, kurz Gabi, widmen sollte. Ziel war – und ist es immer noch – die objektive Sicherheit und das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu steigern und gleichzeitig Hilfsangebot für soziale Randgruppen, aber auch jeden anderen zu sein.

Arbeit hat sich mit den Jahren verändert

„Früher hatten wir zu 90 Prozent Szenearbeit, nach und nach kamen die Randerscheinungen dazu“, erzählt Patrick Knüppel, der seit rund acht Jahren Ordnungsbehördlicher Leiter der Wache ist. So unterstützt die Stadt die Polizei in den gemeinsamen Streifen bei Ladendiebstählen und den Nebenerscheinungen der Beschaffungskriminalität. Als 2015 viele Flüchtlinge am Bonner Bahnhof ankamen, war GABI dafür die erste Anlaufstelle. Ebenso wie in diesem Jahr, als der Krieg viele Ukrainer nach Deutschland trieb.

Diese Vielfältigkeit zeige, dass nicht nur eine harte Hand, sondern auch viel Empathie und Besonnenheit im Dienst nötig seien, betonte Polizeipräsident Frank Hoever. Damals titelte der GA das Zitat, dass durch die Wache das „Unkraut des Verbrechens“ ausgemerzt werde. „Diese Formulierung war sicherlich zu kurz gegriffen, denn es geht neben Strafverfolgung, Gefahrenabwehr auch um Schutz und Hilfe“, so Hoever. Das zeige schon die allmorgendliche Weckrunde, wie sie die „Gabianer“ nennen. Um 7 Uhr geht die erste gemeinsame Streife los, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei würden auch viele Obdachlose, die sich in abgelegenen Ecken für die Nacht Schutz gesucht haben, geweckt und gefragt, wie es ihnen geht.

Messer und Drogen gehören zum Alltag

Es gibt aber auch die anderen, die unangenehmen Seiten. Wenn die Gabianer beschimpft und angegriffen werden – nicht umsonst tragen sie seit Juni Bodycams, um gefährliche Situationen aufzuzeichnen und Täter abzuschrecken. Einen Eindruck davon bekommt man in der Ausstellung, die bald im Stadthaus und später im Bonner Polizeipräsidium zu sehen sein wird. In einer Glasvitrine lagern Messer und Macheten, in einer anderen Spritzbestecke und einfallsreiche Drogenverstecke wie Bierdosen. Ein 30 Zentimeter hoher Stapel aus Portemonnaies steht für einen „ganz normalen Samstag“ – so viele Fundsachen landen auf der Wache.

„Die Aufgaben sind oft nicht einfach. Insbesondere wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind, kommt es immer wieder zu Aggressionen und verbalen oder körperlichen Attacken“, hob Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Arbeit der Wache hervor. Sie selbst konnte sich noch gut daran erinnern, als sie Mitte der 1990er Jahre vom Dorf in die Stadt zum Studieren kam. „Die Wache Gabi war damals das Gespräch in der Stadt. Alle fanden das interessant und spannend.“ Heute gehöre sie zum Alltag der Bonner dazu. „Sie ist unabdingbar für die Sicherheit.“

Vorzeigeprojekt für andere Städte

2021 gab es insgesamt 8500 Einsätze. 24 Polizisten und zwölf Mitarbeiter des Stadtordnungsdienstes schieben täglich Dienst, der vor allem auf der Straße stattfindet, wie Patrick Knüppel erläutert. Als man noch im Bonner Loch untergebracht war, hatte man einen besseren Überblick. „Wir hatten unser Fenster ja direkt zum Bahnhof und konnten dann auch sehen, wenn jemand vorbeiläuft, der per Haftbefehl gesucht wird.“ Das müssen heute die Streifen leisten. Dennoch sei der aktuelle Platz an der Cassius Bastei optimal. „Wir sind immer noch sehr zentral.“

Ob man mehr Personal bräuchte? „Das ist eine politische Frage“, sagt Sascha Hessenbruch. Wolle man, dass mehr Präsenz in der Stadt gezeigt werde, komme man an mehr Streifen nicht vorbei. „Die aktuell 36 Kollegen haben genug zu tun und tun ihren Job gut. Auf anderer Ebene muss entschieden werden, ob man sich mehr Personal leisten will.“ Das System sei jedenfalls mit den Jahren immer ausgereifter geworden und mittlerweile so ideal, dass Hessenbruch sicher ist, dass die Wache GABI auch in zehn Jahren noch in ihrer jetzigen Form bestehen wird. Dem ist sich auch Innenminister Reul sicher: „Es ist ein Vorzeigeprojekt für andere Städte, die jetzt erst damit anfangen. Wenn man Kräfte wie hier an einer Stelle bündelt, kann man viele Probleme, die verschiedene Aufgabenbereiche berühren, besser lösen.“ Dem ist sich auch Innenminister Reul sicher: „Es ist ein Vorzeigeprojekt für andere Städte, die jetzt erst damit anfangen. Wenn man Kräfte wie hier an einer Stelle bündelt, kann man viele Probleme, die verschiedene Aufgabenbereiche berühren, besser lösen.“

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