Bonner Institutionen Was macht eigentlich die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald?

Bonn · Die in Bonn ansässige Schutzgemeinschaft Deutscher Wald wurde 1947 wegen der Kriegsschäden in den Wäldern gegründet. Heute macht Bildungsarbeit einen Großteil der Arbeit aus.

 Christoph Rullmann leitet den Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Bonn.

Christoph Rullmann leitet den Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) in Bonn.

Foto: Martin Wein

Rund 90 Milliarden Bäume stehen nach den Ergebnissen der Waldinventur des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Forsten in Deutschland. 32 Prozent der Landesfläche – das sind 11,4 Millionen Hektar – sind bewaldet. Deutschland ist damit eines der waldreichsten Länder Europas. Diesen Schatz wertzuschätzen und zu erhalten ist das Anliegen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Anders als viele andere Verbände ist die SDW nach dem Regierungsumzug mit ihrer Bundesgeschäftsstelle in Bonn geblieben.

Was sind die Hauptaufgaben?

„Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist 1947 gegründet worden, weil im Zweiten Weltkrieg und danach die Wälder stark übernutzt worden waren. Außerdem wurde ein Großteil der Reparationen in Holz beglichen“, berichtet Bundesgeschäftsführer Christoph Rullmann. Ein Zehntel der Wälder war damals verloren. Proteste gegen die Reparationen und großflächige Aufforstungsaktionen der Kreisgruppen standen deshalb am Anfang der Arbeit. Zusammen mit Bundespräsident Theodor Heuss pflanzte die SDW 1952 auch den ersten neuen Baum im zerstörten Hofgarten. Später kamen Schulprojekte, Schullandheime und eine Jugendorganisation hinzu, um Kinder und Jugendliche für die Bedeutung des Waldes zu sensibilisieren. Heute macht Bildungsarbeit einen Großteil der Aktivitäten aus. Daneben betreibt die SDW mit bundesweit 25.000 Mitgliedern politische Lobbyarbeit für den Wald und dessen Nutzer.

Warum und für wen ist dieseArbeit wichtig?

Ein Drittel Deutschlands ist bewaldet. „Damit ist der Wald ein zentrales Ökosystem in Mitteleuropa, aber auch ein Erholungsraum und eine wirtschaftliche Ressource“, sagt Rullmann. In der SDW, die als Naturschutzverband anerkannt ist, engagieren sich deshalb neben Umweltschützern auch private Waldbesitzer, Kommunen oder Forstverwaltungen. „Gemeinsam versuchen wir, die vielfältigen Funktionen des Waldes der Öffentlichkeit zu vermitteln“, erklärt Rullmann. Mit Blick auf den Klimawandel nehme die Bedeutung der Wälder als CO2-Speicher und Lieferant nachwachsender Rohstoffe sogar noch zu.

Wo liegen aktuelle Schwerpunkte?

Im Projekt „Die Klimakönner“ hat die SDW 150 Fortbildungen für Lehrkräfte umgesetzt, um für den Wald als Klimaregulativ zu werben. Mit neuen Projektanträgen soll das Thema erweitert werden. In einem anderen Schwerpunkt soll die herkömmliche Waldpädagogik weiterentwickelt werden. Zum Beispiel gelte es, die bisher als schwer erreichbar geltenden Jugendlichen waldpädagogisch anzusprechen, so Rullmann. Von Bonn ausgehend will die SDW zudem ihre Expertise auch international anbieten. Im Amazonas-Regenwald in Brasilien gab es ein erstes Projekt, und auf der Freusburg im Siegtal fand eine Sommer-Schule zum Thema Wald mit Jugendlichen aus 21 europäischen Ländern statt.

Warum sitzt die Institution in Bonn?

„Wir waren 75 Jahre in der Meckenheimer Alle“, sagt Rullmann. Der Bedarf an mehr Büros brachte den Umzug in die Dechenstraße hinter den Hauptbahnhof. In der Nähe zum Bundeslandwirtschaftsministerium, dem Bundesamt für Naturschutz, dem European Forest Institute und verschiedenen anderen Verbänden fühlt sich die SDW in der Stadt gut aufgehoben. Für den Bundesverband sei der Standort zudem zentraler gelegen als die Hauptstadt Berlin, erklärt Rullmann.

Wie zufrieden ist man mit dem Standort?

„Ich lebe hier sehr gerne“, versichert der gebürtige Frankfurter Rullmann. Von der Stadt wünscht er sich dennoch mehr Wertschätzung für die Arbeit der Verbände, vor allem eine bessere Vernetzung. „Oft erfahren wir nur zufällig von anderen möglichen Partnern in der Stadt. Für die politische Arbeit wären zuverlässige ICE-Verbindungen nach Berlin eine große Hilfe.“

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