Weniger Ärger im neuen Jahr Bonner wünschen sich mehr Freundlichkeit und Respekt

Bonn · Was wünschen sich die Bonnerinnen und Bonner für 2023 von ihren Mitmenschen und wo sehen sie Handlungsbedarf? Der GA hat bei Privatpersonen, Unternehmen und Behörden nachgefragt.

Ärgernisse im Alltag: Tauben füttern ist verboten, sorgt aber in Bonn immer wieder für Diskussionen.

Ärgernisse im Alltag: Tauben füttern ist verboten, sorgt aber in Bonn immer wieder für Diskussionen.

Foto: Meike Böschemeyer

Das neue Jahr hat begonnen und manche sind mit guten Vorsätzen gestartet. Doch nicht nur das eigene Verhalten, sondern auch das der Mitmenschen hat Einfluss auf das Befinden. Wer laut in der Bahn telefoniert, Tauben füttert oder den Motor an der Ampel anlässt, stört sein Umfeld, wie auch viele Leserinnen und Leser berichten. Der GA hat nachgefragt, was sich die Bonner für das kommende Jahr von ihren Mitbürgern wünschen.

„Mehr Freundlichkeit und Empathie“, antwortet Inka Hahn, eine Passantin in der Innenstadt. Sie sitze seit vorigem Jahr im Rollstuhl und sei vorher 35 Jahre lang Krankenschwester in der Uniklinik auf dem Venusberg gewesen. „Ich habe mich kaputtgearbeitet und immer viel mit Menschen zu tun gehabt“, erzählt sie. Ihr sei wichtig, andere zu loben und mitfühlend zu sein. Doch was sie sich für 2023 vor allem wünscht, ist, dass die Menschen kritikfähiger werden. Auch der 40-jährige Vater, der mit seinem Sohn in Bonn Beuel wohnt, erhofft sich von diesem Jahr „mehr Freundlichkeit und Gelassenheit, auch wenn es einem mal nicht so gut geht“.

Die 21-jährige Mariam erwartet, „dass die Leute aufhören, mich anzustarren“. Seit sie ein Kopftuch trage, erlebe sie das ständig. „Ich finde das unhöflich“, sagt sie. Ihre ein Jahr jüngere Freundin Lena fügt hinzu: „Viel zu viele Leute nehmen sich die Freiheit heraus, über das Aussehen oder den Körper von anderen zu urteilen.“ Dies halte sie für eine schlechte Angewohnheit.

Respekt vor anderen und der Umwelt

Einen respektvollen Umgang braucht es auch auf den Straßen, findet Gerd Billen vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg (ADFC). „Zu Fuß, auf dem Rad, im Bus oder mit dem Auto kommt es auf Rücksichtnahme an.“ Er wünsche sich, dass sich mehr Menschen in die Lage anderer versetzen: Autofahrer, wenn sie Radfahrer dicht überholen oder auf dem Gehweg parken, und Radfahrer, wenn sie durch die Fußgängerzone rasen. Ein gutes Miteinander sei auch für den Klimaschutz wichtig. Denn für eine Verkehrswende in Bonn, so Billen, brauche es mehr Entschlossenheit, „mehr Sachlichkeit und weniger Geschrei“.

Auch das Unternehmen Bonnorange fordert dazu auf, etwas für den Klimaschutz zu tun. Ein erster Schritt sei eine korrekte Mülltrennung, so Jérôme Lefèvre, Pressesprecher des Unternehmens. Außerdem wünsche er sich von den Bürgerinnen und Bürgern, „das eigene Konsumverhalten auf den Prüfstand zu stellen“. Die von Bonnorange erfasste Menge Hausmüll sei von 2011 bis 2021 um 20 Kilogramm pro Person im Jahr angestiegen und habe zuletzt 483 Kilogramm betragen. „Wir müssen es als Gesellschaft schaffen, dass unser Wirtschaftswachstum nicht mit einer Steigerung der Abfallmengen einhergeht“, fordert Lefèvre.

Gemeinsam etwas verändern

Die Stadt Bonn wünsche sich 2023 „Dialog und Beteiligung“, so Andrea Schulte vom Presseamt der Stadt. So soll Beschwerden und Mängeln in den Bereichen Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit gemeinsam begegnet werden. Zu den Maßnahmen gehören laut Schulte eine digitale Bürgerbeteiligung und verschiedene Gesprächsreihen, unter anderem mit dem Ordnungsamt.

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