Universität in Bonn Web-Portal mit Bildern von der internationalen Raumstation

BONN · Die Bonner Universität arbeitet zusammen mit Nasa und DLR an einem Webportal - und stellt Live-Bilder von der ISS demnächst kostenlos zur Verfügung.

"Warum gerade wir?" Andreas Rienow (29), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Bonn, hat eine etwas längere Antwort auf die Frage. Die Geschichte beginnt 2007. Da begann die "Arbeitsgruppe Fernerkundung" am Bonner Uni-Institut für Geographie, den Weltraum sozusagen in die Schulen zu bringen.

Gefördert von der DLR, wurde den Schülern gezeigt, wie man aus Satellitenbildern von Ostafrika Rückschlüsse etwa über die Entwicklung von Pflanzenkulturen auf der Erde ziehen kann. "Das sperrige Thema Fernerkundung", sagt Rienow, "haben wir unterrichtstauglich gemacht. Es kann in vielen Fächern eine Rolle spielen: Physik natürlich, Mathematik, Biologie und Erdkunde."

Zugleich wurde den Schülern noch eine andere Botschaft vermittelt: "Wir haben gesagt: Ihr spielt doch immer wieder mit 'Google Earth' herum, aber Satellitenbilder liefern echte Erdgeschichte - wer sie zu lesen versteht, erkennt die Eisstruktur in der Antarktis und entdeckt, wo der Mensch in die Natur eingreift und mit welchen Konsequenzen."

Ein einmaliger Mix aus Forschung und Didaktik für den Nachwuchs, der die Nasa auf den Plan rief. "Vor einem Jahr fragten Nasa und DLR bei uns an, ob wir mit ihnen ein Webportal aufbauen wollen, das Live-Bilder von der ISS Schülern und anderen Interessierten frei zugänglich macht.

Eine perfekte Werbung für den am 28. Mai zur ISS startenden deutschen Astronauten Alexander Gerst. Die Schüler "begleiten" quasi durch die Live-Bilder die Gerst-Mission. Zu etwa 20 Schulen hat die Uni-AG unter Leitung von Professor Gunter Menz derzeit Kontakt, darunter das Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, das Kölner Georg-Büchner-Gymnasium oder das Königswinterer Siebengebirgsgymnasium.

"Nächste Woche", kündigt Rienow an, "kreist die ISS über Deutschland. Da kann man dann im Webportal Bonn sehen." Die Bonner Uni darf aber nicht einfach nur eine Art Live-Fotokatalog ins Netz stellen, sie hat in ein paar Wochen auch technisch die Möglichkeit, die vier Kameras an der Raumstation selbst zu steuern: "Sobald das geht, starten wir eine Road-Show mit dem Live-Stream durch alle Bundesländer der Republik", sagt Rienow.

Damit das Projekt "Columbus Eye" Wirklichkeit werden konnte, musste das Uni-Team ein Jahr lang vor allem auf eines warten: die Überprüfung der Identitäten aller Bonner Beteiligter. Da wurde aus Nasa mal kurz NSA: "Unsere Akkreditierungen", sagt Rienow, "haben wir erst am vergangenen Donnerstag erhalten."

Wer jetzt das Webportal anklickt, der sollte folgende Farbenlehre kennen: Schwarzer Bildschirm = die ISS ist auf der Nachtseite der Erde unterwegs. Kurze Grauphase = die Kamera wechselt gerade die Perspektive. Lange Grauphase = "Lost of signal" - kein Kontakt zur Erde. Kann passieren, die ISS fliegt eben nicht gerade nebenan.

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