Trotz Anwohnerprotesten Weg frei für Aldi in Kessenich

BONN · Die Stadtverwaltung wird mit dem Konzern Aldi darüber verhandeln, ob ein Discounter an den Rheinweg nach Kessenich kommt. Ein Bürgerantrag von Anwohnern bleibt erfolglos.

 Bürgerinformation am 15. November 2016 zur Entwicklung am Rheinweg-Süd.

Bürgerinformation am 15. November 2016 zur Entwicklung am Rheinweg-Süd.

Foto: Benjamin Westhoff

Lucie Hamelbeck von der Bürgerinitiative „Lebensqualität für Kessenich” hatte schon in einer Sitzung des Planungsausschusses dafür geworben, die veränderten Rahmenbedingungen zu betrachten und „städtebaulich neu zu denken, anstatt den nächsten Discounter zu genehmigen”.

Sie umschrieb die vielen neuen Planungen rund um den Rheinweg in den kommenden Jahren: das neue Schwimmbad, die im Bau befindliche DB-Haltestelle UN-Campus, die Überlegungen, eine Seilbahn zu bauen. „Außerdem fehlt ein dringend benötigtes Verkehrskonzept”, so Hamelbeck. Die Stadt lasse sich mit der Genehmigung des nächsten Aldis „eine Chance entgehen”.

Beschluss kam unter Druck zu Stande

Letztlich lehnte die Ratsmehrheit den Bürgerantrag ab und folgte der Stadtverwaltung darin, Kaufverhandlungen mit der Aldi GmbH aufzunehmen. Die Koalition hat in den Beschluss hineingeschrieben, dass das Unternehmen gefragt werden soll, ob es sich an einem Ausbau der Infrastruktur finanziell beteiligen würde – wie beispielsweise an einer Fußgänger- und Radunterführung an der Ollenhauer Straße unter der DB-Trasse. Zudem soll die Verwaltung ausloten, ob das Unternehmen statt an den Rheinweg nicht auf das nahe gelegene Miesen-Gelände ziehen würde. Dort wird das neue Schwimmbad entstehen.

Der gefasste Beschluss enthält eine bittere Note, weil er unter Druck zustande kommt. Vor 15 Jahren hatte Aldi eine Bauvoranfrage für ein Geschäft in Dottendorf gestellt. Die Verwaltung stellte den Antrag zwar zurück, beging beim Bescheid allerdings einen fatalen Formfehler. Aldi brachte eine Schadensersatzklage in Millionenhöhe auf den Weg. Stadt und Unternehmen führen seitdem Verhandlungen über einen Standort. Vor vier Jahren unterbreitete die Verwaltung dem Stadtrat die Idee, am Rheinweg nahe den Bahnschienen ein eigenes Grundstück anzubieten, auf dem über dem Aldi Raum für Dienstleistung und Wohnen entstehen könnte.

Die Ablehnung der Ansiedlung durch die Opposition begründete Gabriel Kunze (SPD) im Planungsausschuss mit den Worten: „In der Umgebung rund um den Rheinweg ist in der letzten Zeit viel passiert. Das muss man anerkennen.” Man müsse „die Notbremse ziehen”, meinte Johannes Schott vom Bürger Bund Bonn (BBB) und könne das auch, weil es keine Verpflichtung der Stadt gebe, Aldi genau dieses Grundstück anzubieten. Angesichts der Vorgeschichte und der jahrelangen Suche nach einem geeigneten Standort sagte Hartwig Lohmeyer (Grüne): „Die Opposition macht hier auf naiv.” Ganz ähnlich lief die Debatte später im Stadtrat. Dort ging der Beschlussvorschlag der Stadt am vorigen Donnerstag gegen die Stimmen von SPD, BBB, Linken, Sozialliberalen und Allianz für Bonn (AfB) durch.

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