Kommentar zum Sanierungsstau in Bonn Wegsehen ist keine Option

Meinung | Bonn · Die Quittung kommt spät, aber sie kommt. Über Jahrzehnte haben Stadtverwaltung und Rat zugeschaut, wie die städtischen Gebäude immer mehr verfielen, weil zu wenig Geld in die Instandhaltung investiert wurde.

Die Strategie des Wegsehens mag menschlich nachvollziehbar sein, wenn in der Stadtkasse immer wieder Ebbe herrscht. Aber sie funktioniert nur eine begrenzte Zeit.

Und die neigt sich dem Ende zu. Beethovenhalle (61 Millionen Euro), Oper (mehr als 75 Millionen), Kammerspiele (geschätzte zwölf Millionen) müssen in den nächsten Jahren saniert werden. Das nötige Geld muss sich Bonn leihen. Das ohnehin ehrgeizige Ziel, im städtischen Haushalt bis 2021 eine schwarze Null zu erreichen, erscheint damit noch unrealistischer – es sei denn, die Stadt erhöht wieder einmal die Steuern oder kürzt ihre Angebote und Zuschüsse.

Und dabei reden wir noch nicht einmal vom erheblichen Sanierungsstau, den etwa die Stadthalle Godesberg, das Stadthaus, die Schwimmbäder und viele Schulen aufweisen.

Auch das Rekordtief bei den Zinsen hilft Bonn nur begrenzt: Die Stadt könnte jetzt zwar günstige Kredite aufnehmen, um möglichst viele Gebäude zu sanieren. Aber ihr krisengeschütteltes Gebäudemanagement hat nicht genug Personal, um so viele Projekte zeitnah umzusetzen.

Also geht es nur Schritt für Schritt. Aus gutem Grund rät die Gemeindeprüfungsanstalt NRW der Stadt Bonn, die Zahl der eigenen Gebäude zu reduzieren. Derzeit sind es rund 1000.

Büros für die Verwaltung kann man auch gut mieten. Dazu müsste aber endlich entschieden werden, ob sich eine Sanierung des Stadthauses lohnt – oder ob man es besser aufgibt und das Filetgrundstück in der City verkauft.

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