Weichenstellung im Bonner Rat

Das Datum war kein Zufall: Der Auftakt der Festspielhaus-Kampagne am Samstag lag zwölf Tage vor einer entscheidenden Sitzung des Stadtrates, von dem die Initiatoren ein klares Bekenntnis zu einem Festspielhaus-Neubau erwarten.

 Die Simulation zeigt den Entwurf von Zaha Hadid.

Die Simulation zeigt den Entwurf von Zaha Hadid.

Foto: ga

Bonn. Das Datum war kein Zufall: Der Auftakt der Festspielhaus-Kampagne am Samstag lag zwölf Tage vor einer entscheidenden Sitzung des Stadtrates, von dem die Initiatoren ein klares Bekenntnis zu einem Festspielhaus-Neubau erwarten. Am 24. November sollen die Politiker eine Vorlage der Stadtverwaltung diskutieren, die als Standort das Gelände des früheren Rheinland-Pfalz-Pavillons in der Rheinaue vorschlägt.

Außerdem wollen sich Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und seine Dezernenten den Auftrag abholen, die Details intensiv zu prüfen, Konzepte zu entwickeln und mit Geldgebern zu verhandeln. Im Juni 2012 solle dann endgültig entschieden werden, ob das Festspielhaus gebaut wird. Dafür müssen zwei Kernfragen geklärt werden.

Erstens: Wer schließt nach dem Ausstieg von Telekom und Postbank die Finanzierungslücke für den Bau, der ohne öffentliche Mittel entstehen soll? 30 Millionen Euro sagt der Post-Konzern zu. Die letzte offiziell genannte Bausumme lag bei 75 Millionen Euro.

Am Ende könnten es je nach Ausführung aber auch 100 Millionen sein, schätzen Eingeweihte. Erreicht die Kampagne "5 000 für Beethoven" ihr Ziel von 25 Millionen Euro, bleibt also immer noch eine Lücke von 20 bis 45 Millionen Euro. Nimptsch hofft, neben der Post einen weiteren Großsponsor zu finden. Auch könnte der Neubau bescheidener geplant werden, um die Kosten zu senken.

Zweite Kernfrage: Wer bezahlt den Betrieb? 1,4 Millionen Euro würde die geplante Betriebsstiftung jährlich beisteuern, in die der Bund 39 Millionen Euro einlegen würde. Das NRW-Kulturministerium hat nach Stadtangaben Projektmittel von jährlich bis zu einer Million Euro in Aussicht gestellt.

Die Telekom wird möglicherweise das Festspielhaus-Programm sponsern. Auch die Stadt müsste einen millionenschweren Zuschuss zahlen. Höhe: noch unklar.

Im Oktober hat sich der Rat nur zu einem modernen "Konzertsaal" bekannt (der auch in der Beethovenhalle entstehen könnte). Die Betriebskosten, so die Bedingung, dürften den Stadtetat nicht zusätzlich belasten. Vor der nächsten Sitzung verlangten die Fraktionen Auskunft, ob die Post mit der Rheinaue einverstanden sei.

Der Konzern will aber erst nach einem Standortbeschluss des Rates antworten. Die Fraktionen wollen diese Woche gemeinsam beraten, wie sie mit der Beschlussvorlage umgehen.

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