Südüberbauung Weitere Hürde für Neubaupläne

Bonn · Der Streit um die Südüberbauung nimmt kein Ende. Der Konkurrent des Investors Roger Sevenheck, die ebenfalls aus den Niederlanden stammende Ten Brinke Gruppe, hat einen Teilerfolg vor Gericht erstritten und wieder einen Fuß im Großprojekt Bahnhofsvorplatz.

Einer der vielen Teileigentümer hatte Ten Brinke sein Ladenlokal verkauft, woraufhin die Eigentümergemeinschaft Einspruch erhob. Ten Brinke ließ seinen Kauf jetzt vor Gericht bestätigen. "Das ist ein interessantes Projekt, Wir wollen da rein", sagte eine Sprecherin des Konzerns in Varsseveld.

Sevenheck selbst bestätigte das. Aber: "Ich kann noch in Berufung gehen." Der Chef der German Development Group gibt sich sportlich: "Ich kann das Interesse von Ten Brinke verstehen. Das ist ja auch ein interessantes und erfolgversprechendes Projekt." Er sei sich sicher, dass er sich mit Ten Brinke einigen könne.

Dass Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und sein Stadtbaurat auf den Nachweis seines Eigenkapitals bestehen, ärgert Sevenheck indes schon: "Ich verstehe das nicht. Ich bin doch nur der finanzierenden Bank gegenüber verpflichtet, mein Eigenkapital nachzuweisen. Darüber hinaus haben wir alle Auflagen der Stadt erfüllt. Was die jetzt noch von mir wollen, entspricht nicht dem Ratsbeschluss."

Delikat an der Angelegenheit ist allerdings, dass der Rat mit Stimmen von CDU und Grünen beschlossen hatte, dass ein Verkauf der städtischen Teilflächen an Sevenheck nur unter der Bedingung möglich sei, wenn Sevenheck über alle Teileigentumseinheiten verfügt.

CDU und Grüne haben unterdessen ihre "gravierenden Bedenken hinsichtlich der Zulässigkeit des Bürgerbegehrens" unterstrichen. "Die Gemeindeordnung sieht vor, dass die Angaben der Wahrheit entsprechen müssen und keine Widersprüche enthalten dürfen", so Georg Fenninger (CDU) und Hartwig Lohmeyer (Grüne).

Die Initiative unterstelle, dass die Sevenheck-Pläne dem städtebaulichen Wettbewerb widersprächen. Das stimme so nicht. Der Entwurf von Architekt Louis de Jager sei sehr wohl mit dem städtebaulichen Wettbewerb "kompatibel", so Fenninger: "Falsch ist auch die Behauptung, es entstehe keine städtebauliche Verbesserung und Gesamtlösung."

Das sieht Bernhard Wimmer, Fraktionsvorsitzender des Bürger Bundes, der die Neubaupläne gemeinsam mit Linken und SPD im Rat ablehnte, anders und verweist auf die Antwort der Stadtverwaltung auf eine Große Anfrage des Bürger Bundes.

Danach wird der Neubau, das sogenannte Maximiliancenter, wesentlich größer sein als der Entwurf des städtebaulichen Wettbewerbssiegers, Professor Stefan Schmitz: Dieser hatte eine Nutzflächenplanung für den oberirdischen Teil des Komplexes von maximal 6050 Quadratmetern vorgesehen, das Maximiliancenter soll dagegen über 10.096 Quadratmeter verfügen.

Zum Vergleich: Der bestehende Bau hat 7050 Quadratmeter. In der Höhe bleibt Sevenhecks Neubau aber mindestens einen Meter unter dem heutigen Bestandsbau

Unterdessen teilten die Initiatoren des Bürgerbegehrens gestern mit, dass sie bereits 3000 der nötigen 10.000 Unterschriften gesammelt haben, um den Ratsbeschluss zum Verkauf der städtischen Grundstücke zu kippen - und damit Sevenhecks Neubaupläne.

Innerhalb der Bürgerinitiative gibt es offensichtlich unterschiedliche Meinungen zum weiteren Vorgehen. Während eine Gruppe um den Vorsitzenden des Vereins "Pro Bahnhofsvorplatz", Professor Heinz Schott, jede Gespräche mit dem Investor und seinen Architekten ablehnen, zeigen sich andere durchaus gesprächsoffen. Laut Manfred Borschdorf vom Arbeitskreis Historisches Stadtgefüge, haben er und Professor Günter Bergerhoff sich mit Sevenhecks Architekt getroffen und sich deren Argumente darlegen lassen.

"Kein zweites WCCB"

Für Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) steht fest: Den Vertrag zur Übertragung der städtischen Flächen für die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes unterschreibe er nur, wenn der Investor seine Finanzkraft durch sein auf ein Notar-Anderkonto hinterlegtes Geld nachgewiesen habe. Das machte Nimptsch jetzt bei einem Bürgerdialog in aller Deutlichkeit klar. Bei einem solchen Konto handelt es sich um eine spezielle Art eines Treuhandkontos, das von einem Dritten verwaltet wird.

Nimptsch begründete seine Haltung damit,dass er am Bahnhof auf keinen Fall ein "zweites WCCB" erleben wolle. Schließlich hat WCCB-"Investor" Man-Ki Kim nie das erforderliche Eigenkapital in Höhe von 40 Millionen Euro nachweisen können. Und ohne diesen Nachweis sollte es eigentlich keinen Baubeginn für den neuen Kongresssaal am Rhein geben. Es kam bekanntlich anders mit nicht absehbaren Folgen für die Stadt Bonn und ihre Bürger.

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