Rhein-Palais Weiteres Millionengrab für die Stadt am Bonner Bogen

Beuel · Am Bonner Bogen wollte die Kommune ein Geschäft machen. Jetzt muss sie für Altlasten auf dem Gelände des Rhein-Palais zahlen und einen Großteil der Einnahmen wieder ausgeben.

Ein Telefonat zwischen Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Investor Ewald Hohr hat die „Funkstille“ zwischen der Stadt und dem Baulöwen beendet. Fast zwei Jahre ruhten die Arbeiten am Rhein-Palais unweit des Beueler Rheinufers, jetzt will der Kölner Hohr seine Aktivitäten im Bonner Bogen wieder hochfahren.

Grund für Hohrs Verärgerung war, dass die Stadt nicht bereit war, die im Grundstückskaufvertrag vereinbarte Übernahme der Kosten für die Entsorgung der Altlasten zu akzeptieren. Und das lag vor allem am Betrag. Laut Hohr muss die Stadt Bonn ihm mittlerweile fast zehn Millionen Euro für das noch ausstehende Entfernen der Altlasten überweisen. Vor zwei Jahren lag die Summe noch bei sieben Millionen Euro. Mit Beginn des Streits ließ Hohr die Arbeiten ruhen.

Nach GA-Informationen hat Sridharan dem Bauherren folgenden Vorschlag unterbreitet: Die Stadt wird einen unabhängigen Gutachter auf dem Gelände an der Joseph-Schumpeter-Allee die Kosten für die Entsorgung ermitteln lassen. Danach sollen sich beide Seiten an den Verhandlungstisch setzen, die Gutachten bewerten und sich auf eine Summe verständigen. Im Gegenzug erklärte sich Hohr bereit, die Arbeiten an Gebäuden des ersten Bauabschnitts fertigzustellen. „Ich kann mit dem Vorschlag des OB gut leben. Es war ein positives Gespräch“, sagte Hohr.

Im Grundstücksvertrag wurde 2010 geregelt, dass Hohr die Entsorgung der Altlasten im Bauabschnitt zwei und drei nicht übernehmen muss, sondern die Stadt dafür aufkommt. „Auf dem Gelände befindet sich die sogenannte 'Große Grube', die voller Müll ist und mit Erde zugeschüttet wurde“, erklärte der Bauunternehmer. Die Untersuchungen eines Fachbüros hätten ergeben, dass der Grubenumfang größer als erwartet ist. Eine Entsorgung des Mülls und eine technisch aufwendige Sanierung der Fläche sei Voraussetzung für tragfähigen Untergrund. „Die Stadt hat unsere Angaben überprüft und anerkannt. Bei diesem Punkt gibt es keinen Dissens. Es hapert aber bislang bei der Überweisung des Geldes.“

Zweiter Abschnitt sobald Finanzierung steht

Laut Hohr habe er beim Fixieren des Kaufvertrags vereinbart, dass die Sanierungskosten mit dem Grundstückspreis verrechnet werden. „Nun ist es aber so, dass ich mittlerweile schon alle Grundstücke bezahlt habe und nichts mehr verrechnet werden kann. Folglich muss die Stadt Bonn die Kosten selbst zahlen. Von mir aus kann die Stadt in Raten zahlen, und zwar so, wie bei mir die Kosten in Rechnung gestellt werden. Die Stadt muss nicht in Vorleistung treten“, so Hohr. Nach GA-Informationen hat der Kölner Investor ungefähr 15 Millionen Euro für das 39 000 Quadratmeter große Areal in Ramersdorf bezahlt. Muss die Stadt wirklich 10 Millionen Euro für die Altlasten aufbringen, hat sie für das riesige Grundstück unterm Strich nur 5 Millionen Euro eingenommen. Und warum hat Hohr seit zwei Jahren nicht weitergebaut? Hohr: „Weil ich die Sorge hatte, dass ich das Geld vielleicht doch nicht von der Stadt erhalte.“ Seit Dezember 2016 wartete Hohr auf eine Entscheidung der Stadt.

Sobald die Sanierung erfolgt ist und die Bodenplatte auf den Bohrpfählen steht, will Hohr mit dem Hochbau des zweiten Bauabschnitts beginnen. Den Zeitverlust kann er nach eigenen Angaben nicht mehr aufholen. Für den dritten und letzten Bauabschnitt muss noch der Bebauungsplan fertiggestellt werden. „Alle Unterlagen liegen der Stadt vor. Ich hoffe, dass der OB auch dieses Projekt endlich beschleunigt“, so Hohr.

Und wie sieht jetzt der Zeitplan des Bauherren aus? Bis zum Jahresende werden die beiden Häuser am südlichen Ende des Geländes bezugsfertig sein. Die Verhandlungen mit dem Mieter sind kurz vor dem Abschluss“, so Hohr. Bis Ende 2019 sollen die restlichen Gebäude des ersten Bauabschnitts fertig sein. Zu den Terminen der Bauabschnitte zwei und drei will sich Hohr noch nicht äußern. 2014 hatte er mit den Bauarbeiten für das 150 Millionen Euro teure Rhein-Palais begonnen.

In der jüngsten nichtöffentlichen Sitzung des Wirtschaftsausschusses ging es beim Thema Rhein-Palais hoch her. Mehrere Politiker sollen die Verwaltung heftig kritisiert haben. Vor allem ärgerte die Politiker das ständige Verschleppen. „Seit Jahren verlangen wir Antworten von der Verwaltung, werden aber nur hingehalten. Das Thema ist ein Skandal. Wir reden da über ein ehemaliges Filetgrundstück der Stadt Bonn“, ärgerte sich der Beueler Stadtverordnete Dieter Schaper (SPD).

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