Bonner Initiative zum Welt-Aids-Tag 17 Bonner haben sich 2020 mit HIV infiziert
Bonn · Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in der Bonn ist leicht rückläufig. Allerdings mahnt Dr. Jürgen Rockstroh vom Universitätsklinikum Bonn: Die Corona-Pandemie hat die Testbereitschaft in puncto HIV beeinflusst.
17 Bonner haben sich im vergangenen Jahr mit HIV infiziert. Im Jahr 2019 waren es laut Aids-Initiative Bonn 20, 2018 21. Der Rückgang an Neuinfektionen sei auch deutschlandweit zu erkennen, wie Dr. Jürgen Rockstroh, Oberarzt der Infektiologie des Universitätsklinikums Bonn, anlässlich des Welt-Aids-Tages am Mittwoch erklärt.
Wie in so vielen anderen Bereichen des Lebens hat Corona aber auch Einfluss auf die Entwicklung des HIV-Infektionsgeschehens. Rockstroh weist darauf hin, dass die Pandemie das Testverhalten beeinflusst hat: Es hätten sich weniger Menschen testen lassen. Laut dem Mediziner, der zu den Gründungsmitgliedern der Bonner Initiative gehört, seien in der Uniklinik derzeit rund 800 HIV-Patienten aus Bonn, Köln und dem Umland in Behandlung. In Deutschland leben rund 91 400 Menschen mit dem Virus, das das Immunsystem schädigt.
Übertragung vor allem durch Sex und Drogenkonsum
Daher will der Verein weiterhin so viele Menschen wie möglich für das Thema sensibilisieren. Er verteilt unter anderem Hygieneartikel, beispielsweise auf dem Straßenstrich, und bietet Kanülen für Drogenkonsumierende an. Neben dem Geschlechtsverkehr ist der Drogenkonsum häufig eine Ursache für eine Ansteckung. Das Virus überträgt sich, da Menschen aus Not gebrauchte Spritzen nutzen.
Zwar können HIV-Infizierte oftmals mit einer Tablette pro Tag ein langes und weitgehend beschwerdefreies Leben führen. Aber: Je früher die Infektion erkannt wird, desto effektiver kann sie bekämpft werden. Deswegen bietet auch die HIV-Initiative Tests an. Eine Therapie verhindert zudem die Übertragung beim Sex und im Falle einer Schwangerschaft, dass sich das Kind bei der Geburt infiziert.
Der Verein bringt außerdem HIV-positiv-getestete Menschen zusammen und begleitet sie. Insgesamt betreut die Initiative 70 Menschen, 30 davon intensiv. Einer von ihnen benötigt einen Platz im Pflegeheim. Christa Skomorowsky von der Initiative berichtet, dass es nicht leicht sei, einen Platz für den pflegebedürftigen älteren Herrn zu finden. Es sei nicht klar, wie man mit HIV-positiven Menschen im Seniorenheim umgehen soll. Viele Menschen seien nicht ausreichend über da Virus informiert und hätten Angst vor Positiven. Das gilt laut dem Ehrenamtlichen des Vereins aber weniger für jüngere Menschen. In dieser Generation sei das Interesse groß – vor allem an vorbeugenden Maßnahmen.