Diskussion mit Alexandra Geese von den Grünen Wenn der Handwerker von der Künstlichen Intelligenz bestellt wird

Bonn · Wie sieht eine Zukunft mit künstlicher Intelligenz (KI) aus? Der Arbeitskreis Digitaler Wandel der Grünen lud dazu zu einer Diskussion ein, unter anderem mit der Europaabgeordneten Alexandra Geese. Sie berichtete von den Plänen der EU, den Umgang mit KI zu regulieren.

Die Software ChatGPT beantwortet Nutzern Fragen und kann auch Texte schreiben. Bald soll es sie auch als App fürs Handy geben.

Die Software ChatGPT beantwortet Nutzern Fragen und kann auch Texte schreiben. Bald soll es sie auch als App fürs Handy geben.

Foto: AP/Richard Drew

Es klingelt an der Haustür. Den Klempner, der davor steht, hat man aber nicht selbst gerufen, sondern eine künstliche Intelligenz hat ihn bestellt. Von einem Fall, der so ähnlich hätte ausgehen können, berichtete Yannick Fernholz bei einer Diskussionsveranstaltung am Freitagabend des Arbeitskreises Digitaler Wandel der Bonner Grünen. Er arbeitet für das Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft in Berlin, ein deutsches IT-Institut, und forscht dort zu den ethischen Fragen von künstlicher Intelligenz (KI). Letztere umfasst Techniken wie maschinelles Lernen oder Robotik.

Bei Fernholz Forschungsarbeit gab es tatsächlich bei der Anwendung des Chatbots ChatGPT den Fall, dass dieser über eine Plattform einen Handwerker bestellen wollte. Die amerikanische Software basiert auf einer KI, die mit großen Mengen von Texten und Daten trainiert wurde, menschliche Sprache nachzuahmen. Fernholz und Alexandra Geese, Abgeordnete der Grünen im Europäischen Parlament und Expertin für Digitalisierung, waren bei der Diskussionsrunde unter dem Titel „KI – Wir sind verantwortlich!“ im Co-Working-Space The 9th zu Gast.

„Die Frage ist nicht mehr, ob wir Künstliche Intelligenz wollen oder nicht, denn sie ist ja schon da“, sagte Christine Eismann, Sprecherin des Arbeitskreises, in ihrer Begrüßung. Die Aufgaben, die KI-basierte Software übernehmen kann, sind sehr reizvoll: ChatGPT könne Daten strukturiert auswerten, erklärte Fernholz. Die Software schreibt etwa auf Anfrage Einkaufslisten oder auch Aufsätze. Alexandra Geese benannte KI für den Energiesektor als große Chance sowie für Teilbereiche der Medizin, gerade in der Diagnostik.

EU-Abgeordnete Geese: Gesetzliches Eingreifen ist nötig

Für Geese ist bei all diesen Vorteilen aber sehr klar, dass es um zu viele Fragen der Sicherheit, des Datenschutzes sowie der Persönlichkeits- und Menschenrechte geht, als dass man nicht gesetzlich eingreifen müsste: „Es handelt sich hierbei um eine Technologie, die nur von einer Handvoll Unternehmen weltweit produziert wird. Und das bedeutet Macht, der wir recht breitbeinig entgegentreten müssen.“

Just in der vergangenen Woche ging ein Gesetzesentwurf durch die diversen Ausschüsse des Europäischen Parlaments, der die Leitplanken festlegen soll, um künstliche Intelligenz zu regulieren. Ein daraus entstandener Kompromiss sieht vor, dass KI-Systeme nach ihrem Risikoniveau eingestuft werden: von minimal über begrenzt und hoch bis unzulässig. Systeme mit hohem Risiko würde dann ein hohes Maß an Transparenz vorgeschrieben. Unzulässig ist jede KI-Anwendung, die als unmittelbare Bedrohung für die EU-Bürger eingestuft wird. Das betrifft zum Beispiel eine automatisierte behördliche Beurteilung von sozial gewünschtem Verhalten.

„Für uns ist es ein großer Erfolg, dass der Gesetzentwurf jetzt so aussieht. Die sprunghafte Entwicklung von ChatGPT hat viele wachgerüttelt“, sagt Geese. Neben den klaren Verboten geht der Gesetzentwurf auch in die Richtung, dass es eine größere Transparenz bei den Unternehmen geben soll.

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