Kommentar zu Sozialwohnungen Wenn Wohnen Luxus wird

Der Bau von Sozialwohnungen nutzt Kindergärtnern und Busfahrern, Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Er senkt auch die Wohnkosten, die die Stadt tragen muss. Nicht auszuschließen, dass auf lange Sicht eine höhere Quote notwendig wird.

In Bonn zu wohnen, ist verdammt attraktiv. Eine schöne, vielseitige, überschaubare Stadt mit traumhafter Umgebung sowie einer stetig steigenden Zahl von Jobs in den Behörden, den Dax-Konzernen und im Dienstleistungssektor. Bonn zieht immer mehr Menschen an, wie alle Bevölkerungsprognosen für die kommenden zwei Jahrzehnte vorhersagen.

Seit Langem ist klar, dass der Wohnungsbau mit diesem Zuwachs nicht Schritt hält. Das treibt die Mieten in die Höhe. Und trifft Zehntausende von Bonnern hart, die gering oder mittelprächtig verdienen. Die gesetzliche Mietpreisbremse entfaltet so gut wie keine Wirkung, der Druck wächst, die Zahl der Räumungsklagen am Amtsgericht steigt spürbar an. Die Unterbringungskosten, die von der Stadt für rund 40 000 Langzeitarbeitslose, Sozialhilfeempfänger und Asylbewerber aufgebracht werden, liegen bereits bei unfassbaren 120 Millionen Euro im Jahr.

Gäbe es in Bonn mehr Sozialwohnungen, wären diese Ausgaben viel niedriger, würden weniger Steuermillionen auf die Konten privater Vermieter auf einem überhitzten Wohnungsmarkt fließen. Doch die Stadt kann den Bedarf an Sozial- oder zumindest preisgedämpften Wohnungen nicht einmal zur Hälfte decken. Und der Bedarf besteht keineswegs nur bei Erwerbslosen, sondern in der Mitte der Bonner Gesellschaft: Es sind die Kindergärtnerin, der Busfahrer oder die Streifenpolizistin, die bei dem hiesigen Mietniveau Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein haben.

Umso unverständlicher der Widerstand, den manche Anwohner gegen neue Sozialwohnungsbauten entfachen. Frei nach dem Motto: Muss zwar sein, aber bitte nicht vor meiner Haustür. So kann eine Stadt nicht funktionieren. Bonn braucht so viel geförderten Wohnraum wie möglich. Die Stadt hat allerdings nur noch wenig Baufläche, und für private Investoren sind Sozialwohnungen nicht lukrativ. Es ist also richtig, die städtische Vebowag weiter zu stärken und alle kommunalen Grundstücke auf Bebaubarkeit zu prüfen. Dass der Rat eine Quote von 30 Prozent Sozialwohnungen bei neuen Bauprojekten ab einer bestimmten Größe beschlossen hat, ist ein guter erster Schritt. Womöglich muss die Quote in Zukunft noch höher ausfallen. In Düsseldorf sind es schon heute 40 Prozent.

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