Mehr Tiere, aber keine Plage Wespen im Anflug

BONN · Viele Wespen schwärmen zurzeit auf Futtersuche aus. Imker schätzen, dass etwa 40 Prozent mehr Wespen als im sonstigen Jahresschnitt unterwegs sind. Von einer Plage wollen die Experten aber nicht sprechen.

 Die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica), die derzeit wohl an der Münsterschule nistet, ist laut Experten friedfertig.

Die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica), die derzeit wohl an der Münsterschule nistet, ist laut Experten friedfertig.

Foto: dpa

Glück im Unglück hatte sie, findet Eva Tritschler. Vergangenes Wochenende wurde die Pressesprecherin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beim Eisessen von einer Wespe in die Zunge gestochen, allerdings weit vorne.

"Das kann übel ausgehen, wenn man weiter hinten gestochen wird und die Zunge anschwillt." Zwei Tage lang habe sie gelispelt. Ihr Tipp: "Nach einem Stich in die Zunge hilft es, etwas Lauwarmes zu trinken."

"Das wird bis in den Oktober hinein noch schlimmer werden"

Viele Wespen schwärmen zurzeit auf Futtersuche aus. "Das wird bis in den Oktober hinein noch schlimmer werden", sagt Klaus Maresch. Der Imker schätzt, dass etwa 40 Prozent mehr Wespen als im sonstigen Jahresschnitt unterwegs sind. "Das liegt daran, dass wir ein recht gutes Frühjahr hatten." Laue Temperaturen, keine Kälteeinbrüche, da seien viele Wespenköniginnen durchgekommen, die die Nester alleine bauen und die Eier ausbrüten. Mit dem Klimawandel habe das aber nichts zu tun. "Das ist ein zyklisches Auf und Ab. Das gibt es immer wieder mal. Von einer Wespenplage kann man jetzt nicht reden", sagt Maresch.

Ein Wespenvolk frisst pro Tag ein Pfund Fleisch

Generell rät er zu Toleranz, wenn hungrige Insekten das Essen umschwirren wie die Motten das Licht. "Wespen nehmen eine wichtige Funktion im Naturhaushalt wahr. In erster Linie stehen kleine Fliegen, Schnaken, Mücken und Bremsen auf ihrem Speisezettel, aber auch Aas."

Das habe sein Gutes: Ein Wespenvolk fresse pro Tag ein Pfund Fleisch. Das können dann Insekten sein oder das, was an Eiweiß auf Tellern auf Tischen im Garten oder auf der Terrasse liegt.

Imker Maresch wird von der Stadt oder der Polizei gerufen, wenn Hausbesitzer sich wegen eines Nestes melden. Die Gemeine und die Deutsche Wespe nisten zum Beispiel gerne in Rollladenkästen, in Zwischendecken und anderen versteckten und geschützten Stellen eines Hauses. "Im Sinne der Gesundheit der Hausbewohner ist es erlaubt, diese Tiere fachmännisch abzutöten", sagt der Experte.

Gegen die Wespen kann man nichts unternehmen - nur vorsichtig sein

Die beiden genannten Arten sind es, die uns derzeit das Essen im Freien verleiden. "Wir hatten einen Tag, an dem es schlimm und auffällig war", sagt Sabrina Ferdinand vom Brauhaus Bönnsch. "Die Gäste mussten sich nach drinnen setzen." Gegen die Wespen könne man nichts unternehmen - nur vorsichtig sein. "Diejenigen, die eher aggressiv werden, sind die erdnistenden, wie die Deutsche und die Gemeine Wespe", erklärt der Bienen- und Wespenexperte Diethelm Schneider. "Alles, was weiter oben nistet, ist eher harmlos."

So wie die Wespen, die seit Mai unter dem Dach der Münsterschule nisten. Maresch wurde vom Städtischen Gebäudemanagement angerufen, um die Gefahr einzuschätzen. "Hier halte ich es für möglich, dass man mit den Wespen koexistiert."

Er empfiehlt deshalb, das Nest mit ungefähr 200 Tieren dort zu belassen. Es hängt in vier bis fünf Metern Höhe unterm Dach und damit außerhalb des Aktionsradius der Grundschüler. Direkt über einem Balkon zwar, den die Kinder aber nicht betreten. Sie wurden bisher auch nicht belästigt. Maresch tippt auf die Mittlere Wespe.

"Das ist eigentlich eine recht harmlose Art. Sie geht gerne an Stellen, wo sie außerhalb der Reichweite des Menschen ist. Wenn man die in Ruhe lässt, kann man damit durchaus leben." Schneider, dem der GA Fotos geschickt hat, vermutet die ebenfalls friedfertige Sächsische Wespe.

Wespennest für Anschauungsunterricht

Das Nest hängen zu lassen, hat für Maresch auch einen pädagogischen Wert. "Die Lehrer können mit den Kindern auch ein bisschen Anschauungsunterricht machen." Er würde auch in die Schule kommen, um den Mädchen und Junggen Wissenswertes über Bienen und Wespen zu vermitteln, "damit ein bisschen Hysterie herausgenommen wird".

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