Anlage Didincirica in Bonn-Castell Widerstand gegen Neubaupläne

BONN · Drei zusätzliche Bauvorhaben auf dem Gelände der Wohnanlage Didincirica sorgen in Bonn-Castell für Unmut. Aber auch die Politik ist mit Entscheidungen der Stadtverwaltung nicht einverstanden.

 Quer zur Kopfseite dieses Wohnhauses soll ein weiteres Ensemble mit insgesamt 23 Wohneinheiten errichtet werden.

Quer zur Kopfseite dieses Wohnhauses soll ein weiteres Ensemble mit insgesamt 23 Wohneinheiten errichtet werden.

Foto: Horst Müller

Denn sie hat zwei der drei Wohnhäuser bereits positiv beschieden, und das ohne die Politik und die Bürger im Vorfeld zu informieren. Dabei stehen die Vorhaben mit dem Bebauungsplan überhaupt nicht im Einklang. Lediglich für das sogenannte Haus 3 am Rosental soll ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden.

Ungewöhnlich sind die Schrägbauten zwischen Graurheindorfer Straße, Drususstraße und Am Römerkastell schon. Aber sind sie auch "schön"? Diese Frage stellt sich Martin Bredenbeck von der Werkstatt Baukultur Bonn so nicht: "Architektur kann man so oder so sehen, aber es gibt auch Fakten und Tatsachen, etwa Vorbilder, Nachwirkungen einer Architektur, der Charakter eines Ensembles, städtebaulicher und stadthistorischer Anspruch, aber auch Identifikation von Menschen mit bestimmten Gebäuden", meint der 37-jährige Kunsthistoriker.

Und das gelte auch für vermeintliche Bausünden beziehungsweise Gebäude aus den 1970er Jahren, die nicht gerade als allgemeingültige architektonische Ästhetik gelten. Dennoch: Die Anwohner der Wohnanlage Didincirica stehen zu dem 1976 fertiggestellten Gebäudeensemble, das wie ein Ausrufezeichen auf die 1970er Jahre verweist.

"Luft für Castell" hat sich die Bürgerinitiative genannt. "Wir wollen keine Verhinderer sein, aber solche Bauvorhaben müssen doch ausgewogen geschehen", sagt Hans Holtschmidt, der mit Regina Milchert die Initiative angeregt hat. Die Bürger sehen vor allem Auswirkungen auf das Klima.

Denn damals in den 1970er Jahren hatte die Bezirksregierung noch die Ost-West-Querriegel untersagt, weil sie den Luftstrom in die Bonner Innenstadt verhindern würden, so Holtschmidt.

Zudem würde die zusätzliche Versiegelung der Flächen die Versickerung von Regenwasser behindern. Probleme sehen sie auch für den sogenannten ruhenden Verkehr. Denn für die zusätzlichen 44 Wohnungen sollen keine neuen Tiefgaragenplätze geschaffen werden.

Auf dem Areal der Wohnanlage stand bis 1969 die Loë-Kaserne, außerdem wurden 1978 Fundamente verschiedener Bauten der Dietkirche und Reste des Römerlagers freigelegt. Diese historischen Spuren sind durch einen Künstler sichtbar gemacht worden. Der Zugang zu diesem archäologischen Park müsse erhalten bleiben, fordern die Bürger.

Ihre Kritik kann Hartwig Lohmeyer (Die Grünen) sehr gut verstehen. Gegen die beiden Häuser, für die der Investor schon einen positiven Bescheid in der Tasche hat, könne man wohl nichts mehr tun, meint Lohmeyer. Sonst müsste die Stadt zu hohe Schadensansprüche zahlen. Hartwig Lohmeyer: "Die Informationspolitik der Verwaltung war da mangelhaft." Immerhin handele es sich bei der Wohnanlage um eine "besondere und einmalige Architektur".

Eine Änderung des Bebauungsplans zum Zwecke eines Neubaus am Rosental lehnt er ebenso ab wie Frank Thomas (FDP). "Ich bin über das Vorgehen der Stadt ungehalten, sie hat damit die Grundlage für ein vernünftiges Vorgehen untergraben", meint er. Auch Werner Esser (SPD) findet das Handeln der Stadt "unglücklich".

Auch wenn die SPD für die Schaffung von mehr Wohnraum sei, so hätte doch die Besonderheit dieser Anlage berücksichtigt werden müssen, so Esser.

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