Künftige Bauprojekte in Bonn Wie Bonn Bauprojekte in Milliardenhöhe bewältigen will

BONN · In den nächsten Jahren stehen in Bonn Bauprojekte in Milliardenhöhe an. Um diese realisieren zu können, benötigt das Städtische Gebäudemanagement allerdings mehr als 60 neue Stellen.

Wie kann das Städtische Gebäudemanagement (SGB) die enormen Baumaßnahmen der Zukunft umsetzen? Auf diese Frage hat die Bonner Kommunalpolitik unterschiedliche Antworten. Am Dienstag nächster Woche soll der Stadtrat zusätzliche zehn Stellen für Architekten und Ingenieure beschließen, aber aus einer Beschlussvorlage des SGB an die Kommunalpolitik geht hervor: Es müssen auf lange Sicht viel mehr werden. Insgesamt seien 64 Stellen notwendig, um beispielsweise Kindergärten und Schulen zu bauen und Großprojekte wie eine mögliche Stadthaussanierung oder die Instandsetzung der Oper umsetzen zu können. Der Markt für diese Fachberufe ist allerdings ziemlich leer gefegt.

„Ich halte es unter diesen Voraussetzungen für sinnvoll, dem Vorschlag der Verwaltung zu folgen und eine Priorisierung der wichtigen Projekte vorzunehmen“, erklärte Horst Gehrmann, Geschäftsführer der CDU-Fraktion auch angesichts der vielen beim SGB laufenden Förderprojekte. Finanzielle Hilfen von Land und Bund, etwa für das Projekt „Gute Schule 2020“, sind meist in einer vorgegebenen Zeit umzusetzen.

Um in den kommenden Jahren und Jahrzehnten Neu-, Erweiterungsbauten und Sanierungen in Milliardenhöhe angehen zu können, hält Tom Schmidt (Grüne) ein mehrgleisiges Vorgehen für geboten, sonst seien die Aufgaben „nicht einmal theoretisch zu schaffen“. Es müssten „Strukturen eingeführt werden, die es noch gar nicht gibt“, meint Schmidt.

Ansatzpunkte für verbesserte Struktur

Damit spricht er den 267 Seiten umfassenden Bericht zur Organisationsuntersuchung des SGB an (der GA berichtete). Wichtig sei es, ein Team innerhalb des SGB einzusetzen, das versuchen muss, die Empfehlungen aus der Untersuchung umzusetzen und einen Strukturprozess in Gang setzt. Das Gutachten bemängelte fehlende Standards und Schwächen im Controlling bei der Bauüberwachung.

„Der Aufbau zur Doppelspitze mit einem kaufmännischen Geschäftsführer ist nur ein Aspekt“, erklärte Schmidt. Projekte mit privaten Investoren für den Bau von Kitas seien notwendig. Sinnvoll sei es zudem, darüber nachzudenken, ob die städtische Wohnbaugesellschaft Vebowag ihr Portfolio ändern könnte und Aufgaben des SGB übernehmen könnte, ohne sich selbst zu überheben.

FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich sieht ebenfalls Ansatzpunkte für eine verbesserte Struktur des SGB. „Eine Zentralisierung der Vergabeverfahren erscheint mir sinnvoll. Dort werden noch viele Fehler gemacht“, sagte er. So könnte es auch gelingen, Mitarbeiter mit juristischem Sachverstand stärker einzubinden, die im Gegensatz zu Architekten und Ingenieuren zurzeit leichter auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen seien. Er hält auch eine Standardisierung beispielsweise bei der Errichtung von Kindergärten für überlegenswert. Ein „Bonner Modell“ als Vorbild gebe es schon, werde aber nicht umgesetzt.

Rückkehr in eine Art Hochbauamt

„Wenn wir die meisten Kindergärten gleich bauen, wäre es auch einfacher, den Bau an externe Unternehmen abzugeben“, ist er überzeugt. Zugleich müsse man über eine bessere Bezahlung des Personals nachdenken und die Pfunde der Stadt als sicherer Arbeitgeber, der für Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht, hervorheben.

Eine bessere, zum Teil außertarifliche Bezahlung halten auch Holger Schmidt (Linke) und Marcel Schmitt (Bürger Bund Bonn) für erforderlich. Hans-Friedrich Rosendahl (Allianz für Bonn) hält angesichts des engen Arbeitsmarktes tutorengestützte Angebote für qualifizierten Nachwuchs für angebracht, um aus der eigenen Mitarbeiterschaft fähiges Personal aufzubauen. Holger Schmidt bringt auch eine Wiedereingliederung des eigenständigen SGB in die Verwaltung ins Spiel. Einen solchen Schritt, eine Rückkehr in eine Art Hochbauamt, wie es früher eines gab, habe das Organisationsgutachten nur „halbherzig“ geprüft.

Sowohl Schmidt als auch Schmitt lehnen sogenannte Private-Public-Partnerships bei Schulen und Kitas ab wie auch Sebastian Köln von den Sozialliberalen. Die Zusammenarbeit von Stadt und Investoren hätten in der Vergangenheit „Pleiten, Pech und Pannen“ und finanzielle Nachteile verursacht (Schmitt). Ralf Laubenthal (SPD) liest in der Organisationsuntersuchung, „dass grundlegende Aufgaben bisher nicht erledigt werden“. Dennoch würden dem SGB immer mehr Projekte aufgebürdet. Er kritisierte, dass es offenbar „keine einheitliche Software gibt, die den Lebenszyklus eines Gebäudes darstellt“. Er sprach sich für die Besetzung eines kaufmännischen Geschäftsführers aus.