Interview mit Peter Terlau Wie Bonns Kleingartenvereine moderner werden müssen

Bonn · Peter Terlau ist Verbandsvorsitzender der Bonner Gartenfreunde. Der Stadtverband der Gartenfreunde vertritt die Interessen von rund 1500 Mitgliedern. Terlau spricht sich für eine Modernisierung des Reglements für Kleingärten aus.

 Peter Terlau

Peter Terlau

Foto: Stefan Hermes

Herr Terlau, wie sieht es derzeit in Ihrem Garten aus?

Peter Terlau: Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich habe keine Zeit für einen Kleingarten. Die ehrenamtliche Arbeit im Vorstand und mein Beruf füllen mich voll aus. Ich habe meinen Garten lieber jungen Leuten überlassen, bevor ich ihn verkommen lasse. Ich kann ja nicht derjenige sein, der andere rausschmeißt und gleichzeitig einen Schrottgarten hat.

Wie verkraften denn die Kleingärten die momentane Hitzewelle?

Terlau: Sehr unterschiedlich. Viele unserer Mitglieder sind ja schon 70 Jahre und älter und kommen bei der Hitze nicht unbedingt täglich zum Gießen in den Garten. Dann schwört der eine darauf, nur morgens vor Sonnenaufgang zu wässern, während der andere das ausschließlich abends tut. Wobei man allerdings auch beobachten kann, dass auch mit wenig Wasser die Ernte nicht ausbleibt. Die meisten achten auch darauf, dass für Bienen und Insekten immer ein Gefäß mit Wasser gefüllt ist.

Was macht Ihr Verband für den Kleingärtner?

Terlau (lacht): Ärger. Wir sind die bösen Jungs. Wir verwalten die Grundstücke der Stadt Bonn. Da müssen wir schon mal den ein oder anderen Prozess führen, weil der Gartenfreund nicht weiß, was 24 Quadratmeter sind.

Was heißt das?

Terlau: Seine Laube darf nicht größer als 24 Quadratmeter sein. Das und vieles andere regelt das Bundeskleingartengesetz. Darin steht auch die umstrittene Drittelteilung, die besagt, dass bauliche Anlagen, Zier- und Nutzgarten jeweils ein Drittel der maximal 400 Quadratmeter großen Gärten ausmachen sollen. Die ausschließliche Nutzung als Freizeitgarten zum Beispiel ist nicht zulässig.

Ein verwilderter Garten mit Blühwiesen ist damit ausgeschlossen?

Terlau: Richtig. Das Gesetz müsste eigentlich der Zeit angepasst werden.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kleingärten?

Terlau: Wie überall werden uns die Ehrenamtler fehlen, die die Arbeit machen. Das heißt, wir müssen die Vereine zusammenlegen. Zudem müssen wir etwas am Image der Kleingärtner tun. Die Schreberleute gelten immer noch als spießig: „Zaun drum herum und nicht einmal guten Tag sagen.“ Gerade mit den jüngeren Leuten, die zu uns kommen, müssen wir etwas lockerer werden. Da können wir eine Drittelregelung nicht mehr aufrechterhalten. Die haben gar nicht die Zeit, im Garten zu arbeiten. Die wollen da entspannen!

Was sind die neuen Kleingartenkonzepte?

Terlau: Ich bin fast verrückt geworden, als ich gesehen habe, wie eine Künstlerin im Kleingarten Bonn-Süd ein Klavier reingeschleppt, Plastikvögel in die Bäume gehängt und die Bonner Bevölkerung zu „Klassik im Garten“ eingeladen hatte (lacht) – und die Leute gehen hin. Oder wir haben eine Parzelle an den Kindergarten Wolke 7 vermietet. Das sind spannende neue Sachen.

Wie kostet es, einen Kleingarten zu pachten?

Terlau: An Miete mit laufenden Kosten kann mit jährlich etwa 220 bis 270 Euro gerechnet werden. Hinzu kommt eine einmalige Abstandszahlung, die durch unsere Wertermittler festgelegt wird. Je nach Zustand von Laube und Garten können einmalig zwischen etwa 1500 und 4000 Euro hinzukommen, die an den Vorbesitzer gezahlt werden müssen.

Wie kann ich einen Kleingarten in Bonn bekommen?

Terlau: Man kann sich direkt bei den Vereinen bewerben. Dann wird man sich kennenlernen und sehen, ob man zueinander passt. Wenn man es dann wünscht, kommt man auf eine Warteliste. Und dann kann es ein oder zwei Jahre dauern, bis man dann im eigenen Garten sitzt.

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