Fensterbohrerbande vor dem Bonner Landgericht „Wie eine Plage Wanderheuschrecken“

Bonn · Nun ist auch das letzte Mitglied der sogenannten Fensterbohrerbande, die 2015 über Monate in 40 Häuser und Wohnungen in Bonn und der Region eingestiegen ist, verurteilt: Das Bonner Landgericht schickt den 44-jährigen Albaner für sieben Jahre und drei Monate hinter Gitter.

 Auch das letzte Mitglied der Fensterbohrerbande ist jetzt verurteilt.

Auch das letzte Mitglied der Fensterbohrerbande ist jetzt verurteilt.

Foto: dpa

Die übrigen fünf Täter, alle zwischen 20 und 33 Jahren alt, wurden bereits am 7. Oktober zu Haftstrafen zwischen zwei und knapp fünf Jahren verurteilt.

Dass der 44-Jährige und älteste aus der Truppe sich allein weiter vor Gericht verantworten musste und nun von allen Bandenmitgliedern die höchste Strafe erhält, hat seinen Grund: Die wegen des Alters des jüngsten Angeklagten zuständige Jugendstrafkammer befand den 44-Jährigen nicht nur der Beteiligung an Einbrüchen in Bonn und dem Vorgebirge für schuldig.

Sondern sie verurteilte ihn auch, weil er mit bislang unbekannten Komplizen versucht hatte, einen Bankautomaten in Euskirchen zu knacken. Die Tat scheiterte nicht zuletzt auch deshalb, weil die Täter Gewicht und Stabilität des Automaten falsch eingeschätzt hatten.

Am 11. Januar 2015 fuhr die Bande gegen 23 Uhr mit einem tags zuvor gestohlenen Transporter vor der Bankfiliale vor, die Täter legten dem Automaten einen Spanngurt um, rissen ihn aus seiner Verankerung, schleppten ihn aus dem Gebäude über den Vorplatz zu dem Laster und versuchten den schweren Automaten auf die Ladefläche zu wuchten.

Nachbarn wurden auf Hammerschläge aufmerksam

Doch weil sie das sperrige Gerät dabei mit wuchtigen Hammerschlägen bearbeiteten, wurden Nachbarn aufmerksam und alarmierten die Polizei. Der 44-Jährige und seine Kumpane flüchteten so eilig mit dem Transporter, dass sich dessen Heckklappe öffnete. Der Automat fiel von der Ladefläche und blieb demoliert auf der Straße liegen. Schaden: 25.000 Euro.

Obwohl der 44-Jährige die Beteiligung vor Gericht bestritt, ist die Kammer am Ende aufgrund seiner DNA, die auf der Ladefläche des Transporters gefunden wurde, sicher: Er war einer der Täter und gehört den Ermittlungen des Bundeskriminalamtes zufolge zu einer Gruppe, die international darauf spezialisiert ist, Geldautomaten auszuräumen.

Wie Kammervorsitzender Wolfgang Schmitz-Justen erklärt, grase diese Gruppe ein Land nach dem anderen ab: „Die Bande ist wie eine Plage Wanderheuschrecken.“ Nun sei es erstmals gelungen, dem 44-Jährigen eine Tat nachzuweisen.

Menschen lastwagenweise eingeschmuggelt

Der Mann auf der Anklagebank ist bereits hafterfahren. Wie der Richter schildert, hat er schon in Slowenien fünfeinhalb Jahre wegen Menschenhandels hinter Gittern gesessen. Er hatte dem Richter zufolge Menschen aus China und dem Iran lastwagenweise nach Mazedonien eingeschmuggelt. Und auch in der Ukraine machte er für drei Jahre Bekanntschaft mit dem Strafvollzug. Insgesamt verbrachte er seit 2001 zehneinhalb Jahre in Gefängnissen.

Wie Schmitz-Justen im Urteil schildert, ist der 44-Jährige den Ermittlungen zufolge seit vielen Jahren verstrickt in die Organisierte Kriminalität und ständig mit falschen Papieren unterwegs, um nicht identifiziert und gefasst zu werden. Auch jetzt ist der 44–Jährige nicht im Besitz eines Passes. Was zur Folge hat, dass er nicht abgeschoben werden kann.

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