Kontrollen in Bonn Wie gut ist der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt?

Bonn · Städtische Lebensmittelkontrolleure und Weinexperten haben Glühweinstände auf dem Weihnachtsmarkt in der Bonner City überprüft. Neben den hygienischen Zuständen wurde auch der Wein selbst unter die Lupe genommen.

 Der Wein- und Spirituosenkontrolleur Martin Kühn überprüft am Stand von Peter Barth, wie heiß der Glühwein im großen Topf auf dem Herd ist.

Der Wein- und Spirituosenkontrolleur Martin Kühn überprüft am Stand von Peter Barth, wie heiß der Glühwein im großen Topf auf dem Herd ist.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer kann auf dem Bonner Weihnachtsmarkt schon dem Duft von gebrannten Mandeln widerstehen? Oder heißem Glühwein? Ein Muss ist für viele die Grillwurst oder Reibekuchen nach Omas Art. Damit alles, was lecker schmeckt, auch wirklich lecker ist, schickt die Stadt Bonn regelmäßig ihre Lebensmittelkontrolleure los, die Imbiss- und Glühweinstände zu überprüfen. Am Montag sind sie wieder unterwegs. Dieses Mal stehen schwerpunktmäßig die Glühweinstände im Fokus der Kontrollen. Die Ergebnisse werden durch die Bank für gut befunden. Lediglich zwei Kennzeichnungsmängel wurden festgestellt.

Begleitet werden der städtische Lebensmittelkontrolleur Christian Ewald und Amtstierärztin Marion Orth von Martin Kühn, Wein und Spirituosenkontrolleur des Landesamts für Verbraucherschutz und ausgewiesener Glühwein-Experte. Normalerweise tauchen die Kontrolleure unangemeldet auf; bei drei der Stände auf dem Weihnachtsmarkt sind die Betreiber indes auf den Besuch vorbereitet - wegen der vielen Medienvertreter, die sich über die Arbeit der Kontrolleure informieren wollen.

Nicht heißer als 72 Grad

Peter Barth junior steht mit seinem Glühweinkarussell bereits seit vielen Jahren am Bottlerplatz, gleich gegenüber dem Sterntor. Bereitwillig lässt er die drei Kontrolleure hinter den Tresen. Während Christian Ewald und Marion Orth sich vor allem von dem hygienisch einwandfreien Zustand der Zapfanlagen, Kühlschränke, Spülbecken und Spülmaschinen überzeugen, steckt Kühn seine Nase ins Glühweinglas. Riechen, dann kosten und die Temperatur messen - so in etwa ist die Reihenfolge. "Nicht heißer als 72 Grad Celsius sollte der Glühwein sein, sonst verflüchtigt sich der Alkohol, der Zucker karamellisiert und der Zimt wird bitter", erklärt Kühn.

Dank moderner Zapfanlage mit Durchlauferhitzer ist das heutzutage kein Problem mehr. Kühn: "Früher, als man den Wein noch in Kesseln erhitzte, passierte es schnell, dass der Glühwein zu heiß und damit braun und bitter wurde." Peter Barth hat neben seiner modernen Zapfanlage noch so einen Kessel auf dem Feuer stehen. "Das ist der Reservetopf, wenn hier viel los ist." Außerdem verbreitet sich nur bei im Kessel erhitzten Glühwein der typische Duft. Das Besondere bei Peter Barth: Er verkauft Winzerglühwein, also kein Traubengemisch aus einer Großkellerei.

Darüber muss er einen Nachweis führen, den er auch prompt vorlegt: Sein Glühwein stammt aus dem Frankental vom Winzer Hobb. Auch ein sogenanntes Schankbuch zieht er auf Nachfrage von Amtstierärztin Orth aus der Schublade. Dort ist penibel aufgeführt, wann und wie oft die Leitungen und Gerätschaften gesäubert wurden. Orth ist übrigens für alle tierischen Produkte zuständig, in dem Fall also für die Milch und Sahne. Am Schluss des Besuchs füllt Kühn noch Glühweinproben ab, die später im Labor untersucht werden. Dann zieht der Tross weiter zum nächsten Stand, wo Beate Neunen die Kontrolleure bereits erwartet.

Kontrolleure haben kaum etwas zu beanstanden

Bis auf Kleinigkeiten - etwa fehlerhafte Produktkennzeichnung - haben die städtischen Kontrolleure und Kühn seit vielen Jahren auf dem Bonner Weihnachtsmarkt nichts mehr zu beanstanden gehabt. "Die Betreiber sind heute wesentlich professioneller aufgestellt als noch in den 1990er Jahren", sagt Kühn. Da habe er auch schon einmal den kompletten Glühweinbestand wegkippen lassen müssen. "Der war bereits gegoren." Öfter würden dagegen nach wie vor Verstöße gegen die Lebensmittelverordnung festgestellt. "Da haben wir auch schon wegen gravierender Hygienemängel Stände schließen müssen", sagt Ewald.

Wer sich nicht an die strengen Vorgaben der Lebensmittelkontrolleure hält, der muss unter Umständen auch ein Bußgeld zahlen. Im Einzelfall, zum Beispiel bei falschen Bezeichnungen, wenn ein Winzerglühwein in Wirklichkeit Massenware ist - fängt ein Bußgeld beim Erstverstoß bei 50 Euro an", sagt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Liegen Gesundheitsgefahren vor, würden die Bußgelder höher angesetzt, es komme aber immer auf den Einzelfall an.

Geschmack wird nicht bewertet

Was Kühn, der nach 29 Jahren als Weinkontrolleur selbst hin und wieder auch noch gerne ein Glas Glühwein trinkt, nicht bewertet, ist der Geschmack: "Der ist bekanntlich bei jedem verschieden." Er selbst mag den Glühwein nicht so süß. Ob große Menschenansammlungen vor einem Glühweinstand ein Indiz für gute Qualität des Getränks seien, könne er nicht sagen. Seine Empfehlung: "Achten Sie auf Sauberkeit am Stand und auf gepflegtes Äußeres der Mitarbeiter."

Der Bonner Weihnachtsmarkt ist täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet. Die Imbiss- und Getränkestände sind sonntags bis donnerstags von 11 bis 21.30 Uhr geöffnet , freitags bis samstags bis 22.30 Uhr. Der Weihnachtsmarkt endet am Sonntag, 23. Dezember, um 20 Uhr.

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