Rheinisches Lesefest Wie Käpt’n Book der Krise trotzt

Bonn. · Die Bilanz des Käpt’n Book-Lesefestes in Coronazeiten fällt laut Veranstaltern sehr positiv aus: Besucher kamen trotz der Einschränkungen bei Musikauftritten, Lesungen und Puppentheater auf ihre Kosten – und die Autoren auch.

 Puppenspieler Henrik Rosenquist Andersen aus Dänemark präsentiert beim Käpt‘n-Book-Finale das Stück „Die Nachtigall“.

Puppenspieler Henrik Rosenquist Andersen aus Dänemark präsentiert beim Käpt‘n-Book-Finale das Stück „Die Nachtigall“.

Foto: Stefan Knopp

Schilder im Deutschen Museum Bonn wiesen zum „Hühnerstall“ und zum „Fuchsbau“, als Moorhuhn oder Fuchs kostümierte Mitarbeiter warteten auf Besucher, um sie zum Ziel zu leiten: Die Kulisse zur Abschlussveranstaltung des Käpt’n Book Lesefestes mit dem Titel „Maskenball im Hühnerstall“ war bunt und schrie förmlich nach Kindern, die zwischen den Lesungen durch die Games-Kultur-Ausstellung wuseln würden. Zwar konnte man nur nach Voranmeldung erscheinen; aber die Besucher kamen trotz der Einschränkungen bei Musikauftritten, Lesungen und Puppentheater, das auf Dänisch begann, auf ihre Kosten – und die Autoren auch. Natascha Zitzke vom Museum sah das Positive: „Es gibt keine Unruhe, die Besucher können sich auf die Autoren konzentrieren.“ Die Gäste schätzten die entspannte Atmosphäre und den geregelten Ablauf im Sinne der Gesundheit.

Kinderbuchautor Marko Simsa war zum ersten Mal beim Rheinischen Lesefest und sehr angetan - vor allem in diesen Zeiten, in denen viele seiner sonstigen Auftritte nicht stattfinden konnten. Der Wiener sehnte sich genauso nach dem Kontakt zu seinen Lesern wie die zu den Autoren. Zehn Tage war er in Bonn, 13 Lesungen in Grundschulen, im Varieté-Theater GOP, in der Internationalen Begegnungsstätte und im Deutschen Museum liegen hinter ihm. „Alle Autoren waren extrem froh, dass nicht die E-Mail mit der Absage kam“, sagte Simsa. „Man merkte, es war immer der Wille da, das zu veranstalten.“ Es seien zwar weniger Kinder bei den Lesungen, „aber dadurch war es ein viel intensiveres Erlebnis“.

Auch Hanno Friedrich alias Käptn Book war zufrieden. „Man hat gemerkt, wie die Veranstaltungen aufgesaugt wurden, wie bei einem Schwamm.“ Er habe nicht nur die übliche Dankbarkeit verspürt, sondern in diesen Zeiten eine starke Wertschätzung. „Die Veranstaltungen sind sehr wertvoll geworden“, so Friedrich.

„Man braucht die mutigen Veranstaltungsorte“, sagte Sonja Vogt vom Kulturamt der Stadt Bonn. Käpt’n Book sei finanziert, „deshalb können wir es uns leisten, auch auf Risiko zu planen“. Dennoch habe bis zuletzt die Sorge im Nacken gesessen, dass doch noch alles abgesagt würde. Deshalb war Vogt froh, dass alle 400 Veranstaltungen stattfinden konnten, einige als Online-Lesungen, und auch überwiegend ausgebucht waren. Mit Blick auf steigende Corona-Infektionszahlen sei das nicht selbstverständlich.

Das nächste Lesefest dauert vom 26. September bis 10.Oktober 2021, dann hoffentlich wieder unter normalen Bedingungen und mit einem echten Programmheft, das laut Vogt viele vermisst haben. Das GOP, in diesem Jahr erstmals Kooperationspartner, werde wieder dabei sein, sagte Vogt. Ein Themenschwerpunkt ist der 100. Todestag des Komponisten Engelbert Humperdinck, der in Siegburg geboren wurde. Und das Abschlussfest findet wieder im Deutschen Museum statt.

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