Unterschlupf für den Winterschlaf Wie Menschen Igeln im Herbst helfen können

HARDTBERG · Igel mögen es ungepflegt. Die Stadt Bonn und die Kreisjägerschaft raten Gartenbesitzern deshalb, Aufräumarbeiten bis ins Frühjahr zu verschieben

Mit Einbruch der Dämmerung wird es in manchem Garten laut. Es schnarzt und raschelt, es faucht und knurrt. Jetzt, im Herbst, suchen sich Igel wieder eine Behausung für den Winterschlaf. Daneben sind sie oft die ganze Nacht unterwegs auf der Jagd nach Larven, Käfern und Würmern, um sich eine ordentliche Speckschicht für den Winter anzufressen. Denn schließlich verlieren die Tiere in der kalten Jahreszeit rund 40 Prozent ihres Körpergewichts.

"Igel sind laut, schmatzen unüberhörbar und gehen Konflikten mit anderen Tieren nicht unbedingt aus dem Weg", weiß Michael Witsch von der Jägerschaft Bonn. Allerdings wird es für die stacheligen Wildtiere immer schwieriger einen passenden Unterschlupf zu finden. "Heutzutage sind die Gärten viel zu gepflegt, und es gibt kaum verwilderte Ecken", beklagt der Sprecher der Jägerschaft im GA-Gespräch. Doch genau dorthin würden sich die Igel von November bis zum Frühjahr zurückziehen. "Ideal wäre, wenn man einen Stapel Holz im Garten liegen lässt und diesen zusätzlich mit reichlich Laub oder Reisig abdeckt", empfiehlt der Experte.

Auch die Nahrungssuche sei in einem gepflegten Garten schwierig. "Wenn Blätter sofort zusammengekehrt und entsorgt werden, dann verschwindet auch der Lebensraum für kleine Insekten, von denen sich Igel hauptsächlich ernähren", erklärt Witsch. Wer den Tieren ein sicheres Winterquartier zur Verfügung stellen will, der sollte daher die Aufräumarbeiten im Garten aus dem Herbst ins Frühjahr verschieben.

Dennoch darf man Igel nicht einfach mitnehmen und im heimischen Keller oder der Garage für die Wintermonate einquartieren. Denn: "Der Igel steht unter Artenschutz", betont Michael Witsch. Nur in Ausnahmefällen dürften kranke und verletzte Tiere aufgenommen werden. Daran erinnert jetzt auch die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Bonn. Besonders magere Tiere sowie Igel, die offenbar kein Quartier haben und vom Frost überrascht wurden, brauchen Hilfe. "Bevor man einen Igel in seine Obhut nimmt, sollte man das Tier immer erst sorgfältig beobachten und prüfen, ob es tatsächlich einen hilfsbedürftigen Eindruck macht", rät der Sprecher der Jägerschaft. Hat man ein solches Tier in seinem Garten entdeckt, sollte man es so schnell wie möglich zu einem Tierarzt, in ein Tierheim oder in eine entsprechende Auffangstation bringen. "Die Experten entscheiden dann, was zu tun ist", sagt Witsch. Zudem, so betont die Stadt, sollte die Untere Landschaftsbehörde (02 28/77 35 26) informiert werden.

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