Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bonn Wie sich die evangelische Kirche fit für die Zukunft machen will

Bonn · Die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bonn hat ein Model zur Halbierung ihrer Pfarrstellen bis 2030 beschlossen. Heiß diskutiert wurde von den 74 Vertretern der zwölf Kirchengemeinden in Bonn, Bornheim und Alfter auch die gesamte Pfarrstellenfrage.

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der Superintendent des Kirchenkreises Bonn, Dietmar Pistorius, bei der Herbstsynode.

Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der Superintendent des Kirchenkreises Bonn, Dietmar Pistorius, bei der Herbstsynode.

Foto: Joachim Gerhardt

Unter dem Kirchentagsmotto „Mut macht Zukunft“ hatte Superintendent Dietmar Pistorius am Freitagabend die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Bonn eröffnet. Und das, wie er sagte, vor dem traurigen Hintergrund von Krieg, der Klimakatastrophe, rechtsradikalen Regierungen in Europa und Armut in der Welt, aber ebenso mit Blick auf den Relevanzverlust und Mitgliederschwund auch seiner Kirche.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner hatte die 74 Vertreter der zwölf Kirchengemeinden in Bonn, Bornheim und Alfter am Samstagmorgen ebenfalls Kraft gewünscht, mit ihren konkreten Hilfsangeboten weiterhin engagiert in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken. „Ich erlebe die Evangelische Kirche in Bonn als sehr offen und sehr dialogorientiert und freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit“, sagte Dörner.

Jede Menge Mut hatten die Synodalen auf jeden Fall bei ihren Entscheidungen mitzubringen. Hatte Pistorius ihnen doch dramatische Kirchenaustrittszahlen mitgebracht: Bis Ende September hätten in diesem Jahr schon 826 Bonner die Gemeinden verlassen, weit mehr als in den Vorjahren. „Die Folgen daraus, die müssen wir aus meiner Sicht beherzt, ja, mutig in den Blick nehmen und angehen. Sie bestehen aus einem Dreiklang aus Rückbau, Umbau und Neubau“, sagte Pistorius.

In der Verwaltung müsse zukünftig möglichst in Kooperation mit anderen Akteuren gespart werden, kündigte er an. Über eine kostensparende Zusammenarbeit werde man bald mit dem Nachbarkirchenkreis An Sieg und Rhein verhandeln, wurde er konkret. Zu diesem gehört unter anderem die Beueler Gemeinde. Es mache nämlich keinen Sinn, für eine nach den Sparbeschlüssen der Landessynode ab 2030 „geschrumpfte Einheit die volle Organisation und Infrastruktur eines Kirchenkreises aufrecht erhalten zu wollen“, blickte Pistorius voraus.

Am Samstag stand über der Synode drohend das Damoklesschwert, schon einmal ihr Pfarrstellenrahmenkonzept beschließen zu müssen: also innerhalb von acht Jahren eine spektakuläre Halbierung der bislang knapp 30 Bonner Pfarrstellen auf insgesamt 14,5 Pfarrstellen hinzubekommen. Und zwar für alle Dienste, die nicht in Schulen ausgeführt werden, also auch für die Krankenhausseelsorge. Genau hier machte sich die intensive Diskussion im Plenum zuerst fest. Wie könne mit einer zu starken Reduzierung der Klinikseelsorge diese überhaupt noch bestehen, fragten nicht nur Klinikpfarrer. Schließlich stimmte die Synode einstimmig dafür, unbedingt auch im Gespräch mit der Landeskirche für Bonn ein spezielles Konzept zur Sicherung der Krankenhausseelsorge zu erarbeiten.

Heiß diskutiert war auch die gesamte Pfarrstellenfrage. Mit großer Mehrheit einigte man sich zuletzt, ab sofort in den vier Kooperationsräumen Bornheim und Alfter, Bonner Norden, Bonner Westen sowie Bonn Innenstadt und Süd eng zusammenzuarbeiten.

Das Konzept „Kirche im Quartier“ sieht dabei Anpassungen an kommunale Grenzen vor. Damit können ab sofort freiwerdende Pfarrstellen dauerhaft besetzt werden. Einstimmig verpflichtete sich der Kirchenkreis zudem unter dem Stichwort „Energiekrise und Armut“, Menschen in Not besonders zu unterstützen, Räume zur Begegnung zu öffnen und bei Bedarf kostenlosen Mittagstisch zu bieten. Ein Fonds aus Eigenmitteln der Kirche und Spenden soll Einzelhilfe leisten. Schließlich verabschiedete die Synode noch eine Resolution zur Verurteilung der Gewalt an Menschen egal welcher sexueller Orientierung.

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