Forschung und Wissenschaft Wie sich menschliches Verhalten vorhersehen lässt

Bonn · Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat sieben neue Forschungsgruppen eingerichtet, die wichtig für die Zukunft der Menschheit sind, eine davon leitet der Bonner Professor Dr. Jürgen Gall von der Universität Bonn. Mit seiner Forschung schafft er wichtige Voraussetzungen zur Entwicklung humanoider Roboter.

 Professor Dr. Jürgen Gall

Professor Dr. Jürgen Gall

Foto: Privat/Uni Bonn

Die Künstliche Intelligenz (AI) ist zwar schon relativ weit, so weit, dass es Programme gibt, die Computer dabei unterstützen, eigenständig Probleme zu lösen. Dahingegen ist das menschliche Verhalten ein geradezu tetradimensionales komplexes Phänomen, weil es sich von Person zu Person, Ort zu Situation und Situation zu Situation unterscheidet. Um Roboter für die Zukunft so zu entwickeln, dass sie etwa bei der Pflege von Kranken oder im Haushalt helfen können, müssen Technologien entwickelt werden, die menschlicher Bewegungsabläufe und Verhaltensmuster in alltäglichen Umgebungen. Die Forschung dieser „Anticipating Human Behaviour“ (Vorhersehbares menschliches Verhalten) ist ein Spezialgebiet von Professor Dr. Jürgen Gall vom Institute of Computer Science III der Universität Bonn. Er leitet jetzt eine von sieben Forschungsgruppen, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eingerichtet hat. Den Beschluss fasste der Senat der DFG im Rahmen seiner Wintersitzung am Donnerstag in Bonn. Die Forschungsverbünde ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren.

17 Millionen Euro für die Forschung

Die maximale Förderdauer von Forschergruppen beträgt zweimal drei Jahre. In der ersten Förderperiode erhalten die sieben neuen Einrichtungen insgesamt rund 17 Millionen Euro. Im Ganzen fördert die DFG damit aktuell 242 Forschergruppen, inklusive der Klinischen Forschergruppen.

Roboter, die mit Menschen interagieren, sind imstande, Situationen in Echtzeit zu erfassen. Sie können jedoch nicht die Handlungen eines Menschen und die daraus möglicherweise entstehenden Situationen vorhersehen, um ihr eigenes Verhalten danach auszurichten. Die Forschergruppe „Anticipating Human Behaviour“ will deshalb Technologien entwickeln, die Anwendungen ermöglichen, die auf der Vorhersage menschlicher Bewegungsmuster basieren. Der ganzheitliche Arbeitsansatz umfasst die Aufnahme, Modellierung und Voraussage menschlicher Bewegungsabläufe und Verhaltensmuster in alltäglichen Umgebungen.

Die anderen Forschergruppen:

Wie entsteht extremes Hochwasser in Flüssen und wie entwickelt es sich räumlich und zeitlich? Mit dieser Frage befasst sich die Forschergruppe „Space-Time Dynamics of Extreme Floods (SPATE)“, indem sie erstmals systematisch die hydrologischen und meteorologischen Datenbestände von sechs großen Flussgebieten in Deutschland und Österreich analysiert. Sprecher: Professor Dr. Andreas H. Schumann, Ruhr-Universität Bochum.

Die Forschergruppe „Severity Assessment in Animal Based Research” soll objektivierte Belastungseinschätzungen entwickeln, um die Qualität der tierexperimentellen Forschung zu steigern und Ansätze zu liefern, damit die Belastung von Tieren im Tierversuch minimiert werden kann. Sprecher: Professor Dr. Klaus Benndorf, Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Die in der Philosophie angesiedelte Forschergruppe „Induktive Metaphysik“ will die nicht analytische Seite der Metaphysik ausleuchten, im Prinzip eine Zusammenschau der Ergebnisse aller Einzelwissenschaften zu einem Weltbild formulieren. Sprecher: Professor Dr. Andreas Hüttemann, Universität zu Köln.

Die Forschergruppe „Evidenzpraktiken in Wissenschaft, Medizin, Technik und Gesellschaft“ beschäftigt sich mit Legitimationszwängen der Wissenschaft. Sprecherin: Professor Dr. Karin Zachmann, Technische Universität München.

Der Fokus der Forschergruppe „Materie im Inneren von Planeten – Hochdruck-, Planeten- und Plasmaphysik“ liegt auf Materie unter extremen Bedingungen. Professor Dr. Ronald Redmer, Universität Rostock.

Wie extremes Hochwasser in Flüssen entstehen, untersucht die Forschergruppe „Space-Time Dynamics of Extreme Floods (SPATE)“, indem sie erstmals systematisch die hydrologischen und meteorologischen Datenbestände von sechs großen Flussgebieten in Deutschland und Österreich analysiert. Sprecher: Professor Dr. Andreas H. Schumann, Ruhr-Universität Bochum

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