Hygiene ist Trumpf Bonner Schulen ziehen positive Bilanz nach der Wiedereröffnung

Bonn · Die Lehrer ziehen eine Woche nach dem Unterrichtsbeginn eine positive Bilanz. Viele sind aber unsicher, wie es weitergehen soll, wenn noch mehr Schüler wieder in ihre Klassen zurückkommen dürfen.

 Maskenpflicht und Desinfektionsmittelspender gibt es am Robert-Wetzlar-Berufskolleg.

Maskenpflicht und Desinfektionsmittelspender gibt es am Robert-Wetzlar-Berufskolleg.

Foto: Benjamin Westhoff

Eine Woche lang gehen die ersten Schüler seit dem Lockdown wieder zur Schule. Es sind Abiturienten und Absolventen der zehnten Klassen, die in gewohnter Umgebung unterrichtet und für ihre Prüfungen lernen dürfen. Allerdings unter ungewöhnlichen Rahmenbedingungen. „Es ist schon komisch, mir erst die Hände waschen zu müssen, bevor ich mich an meinen Tisch setzen darf“, sagt Paul Krebsbach.

Der 15-Jährige besucht die Karl-Simrock-Schule in Endenich und ist froh, endlich wieder Unterricht live zu erleben. „Es war am Anfang schön, Ferien zu haben. Aber irgendwann vermisst man die Freunde.“ Paul räumt freimütig ein: „Ich bin meiner Mutter manchmal ganz schön auf die Nerven gegangen.“ Und wie klappt es mit dem Abstand halten? Paul und seine Schulkameradin Leonie Spörer (17) haben damit keine Probleme, „auch, wenn man es manchmal vergisst und dem anderen dann doch zu nahe kommt“, sagt die Schülerin. Doch dann sind die Lehrer zur Stelle und ermahnen die Schüler, sagt Schulleiter Arndt Hilse. Er zeigt sich mit der Disziplin seiner Schützlinge zufrieden.

Prüflinge werden in Schichten unterrichtet

Sechs Räume nutzen er und seine Kollegen, um die 57 Prüflinge in Schichten zu unterrichten. Zur Sicherheit sind vor den Lehrerpulten Spuckschutzwände aufgestellt, die in der Schulwerkstatt hergestellt wurden. Auch hat das Schulamt die Hauptschule wie auch alle anderen Schulen, die in Betrieb sind, mit Desinfektionsspendern ausgestattet. Hilse fühlt sich vom Schulträger Stadt Bonn gut versorgt. Zu Beginn der Krise vor dem Lockdown hat er noch auf eigene Faust die Drogeriemärkte nach Desinfektionsmitteln durchkämmt. „Ich kriege immer wieder Anrufe von Schülern, die auch gerne wieder zum Unterricht kommen würden“, erzählt er, „doch ich kann mir nicht vorstellen, wie ich bis zu den Ferien alle Kinder unter den besonderen Bedingungen unterrichten soll. Dafür fehlen mir Räume“.

Birgit Hufnagel leitet das Robert-Wetzlar-Berufskolleg an der Kölnstraße, wo seit letzter Woche täglich zwischen 100 und 300 Schüler der insgesamt 600 Absolventen auf ihre Abschlussprüfungen vorbereitet werden. Das Kolleg ist in mehreren Gebäuden untergebracht, ebenso ist die Außenstelle in Röttgen geöffnet. „Die Stadt Bonn hat sich sehr angestrengt, uns mit ausreichenden Desinfektionsmitteln auszustatten“, lobt Hufnagel, „aber es reicht nicht aus, um alle Eingänge mit Spendern auszustatten“. In Absprache mit dem Kollegium hat sie die Maskenpflicht eingeführt. Unter anderem, weil die Schüler auf den Fluren und auch auf dem Pausenhof Schwierigkeiten hätten, die Abstandsregeln strikt einzuhalten. Die große Frage für sie und ihre Kollegen ist: Wie geht es nun weiter?

Sorge vor zu großen Schülergruppen

Das wüsste auch Manfred Theis gerne. Der Direktor des Clara-Schumann-Gymnasiums in der Südstadt ist erleichtert, dass die erste Woche Unterricht auch in seiner Schule besser gelaufen ist als anfangs gedacht. Schließlich, und das kritisierte auch Schuldezernentin Carolin Krause am Dienstagabend offen im Schulausschuss, hatten die Schulträger und die Schulen nach dem Beschluss der Landesregierung, die Schulen zunächst für die Prüfungsjahrgänge wieder zu öffnen, nur wenige Tage Vorlauf für die doch recht aufwendigen Vorbereitungen.

Rolf Haselkuß ist Lehrer an der Realschule Hardtberg und Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bonn. Er berichtet von überwiegend positiven Rückmeldungen aus Bonner Schulen zum Ablauf der vergangenen Woche und lobt das Schulamt und alle Schulleitungen: „Sie haben diese neue Herausforderung in der Kürze der Zeit gut bewältigt.“ An die Adresse der Landesregierung warnt er jedoch davor, die Schulen zu schnell für weitere, größere Schülergruppen zu öffnen. Das sei unter den derzeitigen Umständen nicht verantwortbar.

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