Schwarzkittel auf dem Vormarsch Wildschweine durchpflügen den Kottenforst
Venusberg/Ippendorf · Die Wildschweine erobern die Ausläufer des Kottenforstes. So sind viele Stellen im Melbtal bereits von den Schwarzkitteln durchpflügt. Ein Jäger fordert deshalb stärkeren Abschuss.
Wer schon einmal einer Rotte Wildschweine in freier Natur über den Weg gelaufen ist, kann ermessen, was Angstschweiß bedeutet. Eine Begegnung mit den Schwarzkitteln ist dieser Tage durchaus möglich. Denn man muss kein begabter Fährtenleser sein, um zu erkennen, wo sich die Tiere derzeit in den Ausläufern des Kottenforsts herumtreiben.
Eine GA-Leserin aus Ippendorf, die täglich mit ihrem Hund im Melbtal spazieren geht, hat festgestellt, dass dort an jeder halbwegs feuchten Stelle der Boden von den Wildschweinen umgegraben ist, und das auch direkt an den Waldwegen.
„Nun ist ja das Melbtal ein recht schmaler Streifen, umschlossen von Wohngebieten und Straßen, so dass es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt“, berichtet die Frau von ihrem unguten Gefühl und fragt sich: Wo halten die Wildschweine sich eigentlich tagsüber auf? Muss man sich Sorgen über Begegnungen mit einer Rotte machen oder gar das Melbtal aktuell besser meiden? Und sollte man tatsächlich mal den Tieren begegnen, wie sollte man sich verhalten?
Da diese Fragen sich wohl auch andere Spaziergänger und Wanderer stellen, wurde die Untere Jagdbehörde der Stadt vom GA um eine Einschätzung gebeten. Hinweise, das Melbtal zu meiden, gibt es von dort jedenfalls nicht. Wildschweine, so die Antwort, halten sich tagsüber meist in Deckung und werden erst mit Beginn der Dämmerung aktiv. Im Melbtal ziehen sich die Tiere tagsüber vermutlich in Gebüsche oder bis in den Kottenforst zurück, glauben die Fachleute. „Grundsätzlich geht von Wildschweinen keine Gefahr aus“, heißt es. Spaziergänger sollten auf den ausgewiesenen Wegen bleiben und vor allem Hunde nicht frei laufen lassen, da diese das Schwarzwild aufstöbern und beunruhigen können. Wer einer Rotte begegnet sollte sich ruhig verhalten und sich den Tieren nicht nähern. Auf keinen Fall sollten freilebende Wildschweine gefüttert werden. Angrenzenden Hausbesitzern sei zu empfehlen, ihre Gärten stabil einzuzäunen.
Auch Lutz Schorn, Revierpächter und Jagdberater der Stadt Bonn, findet: „Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Wildtiere immer wieder vermeintlich neue Gebiete, die eng an der Zivilisation liegen, erschließen.“ Ein Paradebeispiel im Hinblick auf die Wildschweine sei sicherlich Berlin. Dort sind die Tiere inzwischen zu einer regelrechten Plage geworden. Auf Futtersuche verirren sich Keiler und Bachen manchmal sogar bis in die Fußgängerzonen.
Gefahr gehe von Wildschweinen in der Regel nicht aus, es sei denn, sie werden bedrängt, zum Beispiel durch Hunde. Dennoch rät Schorn, über eine Bejagung und damit einhergehend ein Zurückdrängen der Tiere in den Kottenforst nachzudenken, damit man in Bonn eben nicht Berliner Verhältnisse bekomme.
Dass die Tiere die Wiesen entlang der Waldsäume umgraben, hat auch seine Bewandtnis. Schwarzwild benötigt neben pflanzlicher Nahrung vor allem tierisches Eiweiß, das die Tiere insbesondere auf diesen saftigen Wiesen finden, wo der Boden deutlich lockerer ist als im Wald. Hier gestaltet sich die Nahrungssuche für die Tiere einfacher.