Karsten Schienagel organisiert Hilfe für Erdbebenopfer "Wir haben jetzt beste Freunde in Nepal"

BONN · Als Karsten Schienagel und Katrin Thull am 12. April in Nepal aus dem Flugzeug stiegen, freuten sich beide auf drei schöne Wochen in dem südasiatischen Binnenstaat.

 Aus dem Nepal-Urlaub wurde für Karsten Schienagel (2.v.l.) und Katrin Thull eine Hilfsmission.

Aus dem Nepal-Urlaub wurde für Karsten Schienagel (2.v.l.) und Katrin Thull eine Hilfsmission.

Foto: privat

Die erste Woche verbrachte das Paar unter anderem in der Hauptstadt Kathmandu, bevor sich die beiden rund 200 Kilometer westlich nach Pokhara treiben ließen - also ziemlich genau in den geografischen Mittelpunkt des Landes.

Urlaub nahm dramatische Wendung

Dort nahm der Urlaub der beiden Bonner durch das schwere Erdbeben am 25. April eine dramatische Wende. "In Pokhara selber war durch das Erdbeben kaum etwas passiert - das Leben ging ganz normal weiter. Man konnte in den Cafés sitzen - was natürlich ein wenig komisch war, weil wir erst einen Tag nach dem Erdbeben realisierten, was in den anderen Landesteilen los ist", erzählt Schienagel.

Schnell habe er mitbekommen, wie die Einheimischen an zentralen Stellen, beispielsweise an Bushaltestellen, Hilfsgüter sammelten. "Wir haben dann auch einige Sachen gekauft und gespendet, aber gemerkt, dass das noch lange nicht ausreicht", so der 44-Jährige. "Gott sei Dank gibt es Facebook. Dort habe ich meine Freunde um Hilfe gebeten - und sie haben geholfen", freut sich Schienagel, der als Münzensäger arbeitet.

Spendenaufruf über Facebook

Der 44-Jährige bat um Spenden, und seine Facebook-Freunde überwiesen per Western Union Geld. Von diesem kaufte Schienagel vor Ort zusammen mit seiner Freundin Hilfsgüter, wie zum Beispiel Lebensmittel und Planen. Aus dem eigentlichen Urlaub wurde so ein zweiwöchiger Hilfseinsatz für die Opfer des verheerenden Erdbebens.

"Wir haben seit Beginn unserer Aktion fast zwei Tonnen Lebensmittel und mehr als 100 Planen kaufen können. Bislang sind Spenden in Höhe von mehr als 16.400 Euro eingegangen", berichtet Schienagel. Spenden kamen auch von einer Schule in Hennef sowie von einer Geschäftsgemeinschaft in Aachen. Bei ihren Einkäufen habe das Paar auch von der Hilfsbereitschaft der Nepalesen profitiert: "Wir konnten zu Großhandelspreisen einkaufen und unsere Konvois durch die Hilfe von vielen Freiwilligen beladen - wir haben jetzt wirklich viele beste Freunde in Nepal", freut sich der 44-Jährige Bonner.

Hilfsgüter werden in die entlegensten Dörfer gebracht

Mit Hilfe der Lastkraftwagen wurden die dringend benötigten Güter in die entlegensten Dörfer gebracht. "Die haben die Hilfe dort wirklich nötig, oftmals kommt dort nur private Hilfe, wie unsere, an. Wie die betroffenen Nepalesen jemals wieder Fuß fassen wollen, bleibt mir ein Rätsel", sagt Karsten Schienagel.

Was mit den Spendengeldern passiert, dokumentiert der Münzensäger auf seiner Facebook-Seite. Angefangen vom Einkauf über den Transport bis hin zur Übergabe der Güter - alles kann verfolgt werden. Seit dem 5. Mai ist das Paar wieder zurück und koordiniert nun von Bonn aus die Hilfe. Die Freunde in Nepal unterstützen sie weiterhin. "Es ist total wichtig, dass den Menschen in den Bergdörfern weiterhin geholfen wird, und dass deren Leid nicht in Vergessenheit gerät - wir hoffen auf weitere Spenden", so Schienagel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort