Beste Gebäudereiniger des Landes in Bonn „Wir putzen nicht, wir reinigen!“

Bonn · Junge Gebäudereiniger sagen, dass ihr Beruf häufig abgewertet werde. Dabei macht ihnen diese Arbeit Spaß. Und für das Putzen im Haushalt haben sie einen überraschenden Tipp.

Die Besten ihres Fachs beim Landesleistungswettbewerb des Gebäudereiniger-Handwerks im Foyer des Bonner Volksbankhauses. Siegfried Ruhland (3. v. li.): "Was viele nicht wissen: Sanierung von Steinböden und die Wiederinstandsetzung von Holzböden gehören ebenso zu unserem Handwerk"

Die Besten ihres Fachs beim Landesleistungswettbewerb des Gebäudereiniger-Handwerks im Foyer des Bonner Volksbankhauses. Siegfried Ruhland (3. v. li.): "Was viele nicht wissen: Sanierung von Steinböden und die Wiederinstandsetzung von Holzböden gehören ebenso zu unserem Handwerk"

Foto: Stefan Janos Wagner

Die besten Gebäudereininger NRWs hat am Samstag die Innung des Gebäudereinigerhandwerks Bonn/Rhein-Sieg im Volksbank-Haus an der Heinemannstraße gekürt. Der beste der sechs teilnehmenden Gesellen darf im November nach Bremen zum Bundeswettbewerb reisen und erhielt zudem ein Preisgeld von 500 Euro.

"Als diesjähriger Ausrichter des Landesleistungswettbewerbs freuen wir uns über die Gelegenheit, die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten eines Gebäudereinigers zeigen zu können“, sagte Oliver Krämer, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg und ergänzt: „Der Beruf des Gebäudereinigers ist nicht nur vielfältig, sondern auch sehr anspruchsvoll.“

Die einzige Frau in der Runde

Das bestätigte auch die aus Duisburg angereiste Juliane Grell, die die beste Gesellin in ihrem Handwerk in ihrer Region ist und im Juni ihre Lehre mit Note 2 abschloss: „Ich habe jeden Tag unterschiedliche Aufgaben und bin viel im Freien. Da habe ich Luft und Bewegung.“ Grell ist die einzige Frau in der Runde. „Man muss sich als Frau durchboxen. Leider wird unser Beruf häufig abgewertet, aber das ist ein Irrtum. Wir putzen nicht, wir reinigen!“ Die zierliche Frau beschreibt ihre Aufgaben als herausfordernd, vielseitig und körperlich anspruchsvoll.

Der Lehrlingswart der Innung Bonn/Rhein-Sieg, Denis Löhrer, hat einen eigenen Betrieb. Sein Bruder Domenic war im vergangenen Jahr Landesbester. Die beiden wissen, worauf es beim Reinigen zu Hause ankommt. Tipp Nummer eins: 90 Prozent der Reinigungsarbeiten im Haushalt lassen sich mit Geschirrspülmittel erledigen. Auf aggressive Reinigungsmittel kann man in den meisten Fällen verzichten. Zudem sollte man mit klarem Wasser anfangen, um Schmutz zu beseitigen, das reiche in vielen Fällen und ist zudem umweltschonend.

Die Löhrers raten, Mikrofasertücher und Wischerbezüge zu benutzen und keinesfalls Schwämme mit Kratzflächen. Das schädige Oberflächen. Weiterhin sollte man auf einen festen Stand achten sowie nur geeignete und zertifizierte Hilfsmittel nutzen. Das verhindere Unfälle. Mit einem Schmunzeln fügt Löhrer hinzu: „Und wenn‘s mal doch nicht klappt: Dafür sind wir ja da.“

Rückgang bei Bewerbern

Bernhard Nordhausen vom Landesverband der Gebäudedienstleister NRW in Köln beklagt den ausgeprägten Rückgang an Bewerbern für den Ausbildungsberuf. „In NRW haben in diesem Jahr rund 200 junge Leute eine Ausbildung begonnen. Es könnten weit mehr als doppelt so viele sein. Wir steuern auf einen Fachkräftemangel zu.“ Dabei verdienen Gebäudedienstleister im ersten Lehrjahr 875 Euro pro Monat, im dritten Jahr 1175 Euro. Die Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde zum 1. Oktober dürfte für viele Beschäftigte in der Branche zusätzlich einen Anreiz bieten.

Siegfried Ruhkamp, Landeslehrlingswart von NRW, möchte das Handwerk nicht auf die Büroreinigung reduziert wissen: „Wir haben ganz viele handwerkliche Tätigkeiten dabei, dazu gehören unter anderem die Sanierung von Steinböden und die Wiederinstandsetzung von Holzböden.“ Metall-, Glas- und Steinfassaden werden von Höhenkletterern bedient. Ruhkamp betont: „Das Berufsbild bietet beträchtliche Karrierechancen.“ Und so freute er sich, am Ende des Tages mit seinen Mitorganisatoren den Dortmunder Oliver Joppe als besten Gesellen benennen zu können, der sich nun auf die Reise nach Bremen freuen darf.

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