Diskussion im Alten Rathaus Wirtschaft fürchtet Autobahn-Nadelöhr

Bonn · Wo die Bonner Unternehmen der Schuh derzeit am meisten drückt, ist Mittwochabend im Gobelinsaal des Alten Rathauses schnell klar geworden: "Die Autobahn darf nicht auf Jahre hinaus zum Nadelöhr werden", forderte Kreishandwerksmeister Thomas Radermacher auf einer Podiumsdiskussion, zu der die städtische Wirtschaftsförderung eingeladen hatte.

Durch die geplanten Sanierungsarbeiten an der A565 und den Bonner Brücken drohten den Betrieben "erhebliche Einbußen", so Radermacher. Die Ankündigung des zuständigen Landesbetriebes, die A565 werde während der Arbeiten nur einspurig in beide Richtungen befahrbar sein, könne nicht einfach hingenommen werden. Das betonte auch Kurt Schmitz-Temming, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer: "Da muss etwas geschehen."

Anlass der Diskussion war der Wirtschaftsbericht der Stadtverwaltung, der Bonn eine gute Entwicklung bescheinigt. Dass die Stadt derzeit gut dasteht, bezweifelte niemand aus der Runde. Problematisch für die Zukunft: der Mangel an freien Gewerbeflächen. Nur 24 Hektar sind im kommunalen Eigentum, ganze neun Hektar davon sofort verfügbar. Die Lösung, das betonte nicht nur Wirtschaftsförderungs-Chefin Victoria Appelbe, könne nur in der Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis liegen.

Weiteres Problemfeld: der relativ hohe Anteil von Langzeitarbeitslosen in Bonn. Nicht nur die Anzahl neuer Jobs sei wichtig, sagte DGB-Mann Ingo Degenhardt: "Es müssen auch Jobs sein, von denen die Menschen leben können."

Eine Stadt im Aufschwung, aber mit leeren Kassen: Warum Bonn seinen Haushalt nicht in den Griff bekomme, stellte Unternehmer Florian Kalff zur Diskussion. Guido Deus (CDU), Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, sah nur einen Weg aus der Krise: "Wir müssen runter vom früheren Hauptstadtniveau." Intelligentes Sparen sei notwendig.

Dem pflichtete Ortwin Weltrich bei. "Sie haben ein Ausgabenproblem", unterstrich der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, die auch für Bonn zuständig ist. Die geplante Gewerbesteuererhöhung ab Januar sei der falsche Weg. "Das macht uns große Sorgen, denn damit verschlechtert sich der Wirtschaftsstandort Bonn im Wettbewerb."

Der Wirtschaftsbericht:
Anfang September legte die Bonner Stadtverwaltung ihren Wirtschaftsbericht vor, der sich auf das Vorjahr bezieht. Demnach erreichten die sozialversicherungspflichtigen Jobs im Juni 2011 mit 158.563 einen neuen Höchststand (plus 3,1 Prozent im Vorjahresvergleich). Das waren rund 10.000 Jobs mehr als 1999, dem Jahr des Regierungsumzugs. Der Akademikeranteil lag bei 20,9 Prozent (33 181 Beschäftigte), was einer Steigerung um 3,9 Prozent zum Vorjahr entsprach. Bei den Gewerbean- und -abmeldungen gab es einen positiven Saldo von 585. Die Bevölkerungszahl stieg nach Angaben der Stadt leicht auf 318.600.

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