Bonner Zukunftsforum 2030 Wissenschaftsstadt mit vielen Radwegen

Bonn · Konzerte im Sommer, überwiegend Elektroautos, viele Radfahrer, Skulpturen am Rhein: Bürger des Zukunftsforums 2030 diskutierten am Freitagabend im Kunstmuseum ihre Ideen für Bonn.

 Diskutieren über ihre Ideen: (v.l.) Rolf Gerding, Ingrid Lohmeyer-Müller und Alma Hannig.

Diskutieren über ihre Ideen: (v.l.) Rolf Gerding, Ingrid Lohmeyer-Müller und Alma Hannig.

Foto: Benjamin Westhoff

2030 hat Bonn sein Prädikat „Bundesstadt“ abgelegt. Auf den Straßen fahren überwiegend Elektroautos, aber vor allem sind viele Fahrradfahrer unterwegs. Bonn protzt sozusagen mit der Nachhaltigkeit. Unten am Rheinufer ziehen die Skulpturen Touristen an, auf einem Ponton finden im Sommer Konzerte statt. Bonn ist bekannt für seine gelebte Demokratie. In der Innenstadt treffen sich Bürger im Pavillon, um Ideen auszutauschen, in den Quartierbüros entwickeln Bürger Ideen für die Stadtentwicklung.

So ungefähr stellen sich die Bürger, die am Zukunftsforum 2030 teilgenommen haben, Bonn in 15 Jahren vor. Am Freitag fand im Kunstmuseum die sogenannte Ergebniskonferenz statt.

Der Wettbewerb „Zukunftsstadt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), an dem jetzt in der ersten Stufe 51 Kommunen beteiligt sind, soll einen „Leitbildprozess“ anstoßen.

Im Januar haben, wie berichtet, 250 repräsentativ ausgesuchte Bonner für sechs Schwerpunktthemen Ideen und Anregungen ausgearbeitet, die sie gestern mit der Öffentlichkeit diskutiert haben. Eingeladen waren Bürger, aber auch Vertreter der Zivilgesellschaft: Politiker, Gewerkschafter, Vertreter von Kirchen, Verbänden, Unternehmen, der Hochschulen, aus Medizin und natürlich der Stadtverwaltung.

Und ihnen gefiel nicht alles, was die Bürger, die den Querschnitt der Stadtgesellschaft repräsentieren, da erarbeitet haben. Dass Schluss sein soll mit der „Bundesstadtromantik“ etwa gefiel VHS-Direktorin Ingrid Schöll überhaupt nicht. Auch IHK-Präsident Wolfgang Grießl oder die Landtagsabgeordnete Renate Hendricks konnten dieser Forderung nichts abgewinnen.

Robert Barth-Alexander vertrat den Punkt für seine Arbeitsgruppe ganz ruhig. „Das wurde von zweien aus unserer Gruppe aufgeworfen, die plötzlich meinten, sie wüssten überhaupt gar nicht, was das Theater um die Bundesstadt eigentlich soll. Und im Laufe unserer Diskussion fanden wir, dass Bonn tatsächlich überhaupt nicht davon profitiert: Die Behörden kosten uns mehr Geld, als dass sie was einbringen.“

Auch am Stand „Identität und Attraktivität“ wurde heftig diskutiert. „Bonn muss lebendiger werden“, stand da an der Tafel. Die Arbeitsgruppe forderte, Veranstaltungen wie Bonner Sommer, Konzerte auf dem Museumsplatz, die Klangwelle und die Rheinkultur sollten reaktiviert werden.

Außerdem plädierten sie für die Einführung einer Biergartenverordnung, wie es sie in Bayern gibt und Öffnungszeiten bis 23 Uhr erlaubt. Ein Bürger verstand die Forderung nicht: „Ja, ist denn Bonn tot? Ich finde, es gibt genug Angebot“, meinte er. Matthias Reiher (60) blieb dabei: „Für junge Leute gibt es einfach nicht genug.“

Julia Fuchs (27), die gerade ihren Master in Geografie macht, hat sich in einer anderen Arbeitsgruppe mit dem Rhein beschäftigt: „Da steckt noch so viel Potenzial drin. Die Stadt muss sich noch viel mehr zum Rhein öffnen und mehr Gastronomie anbieten.“

Andrea Jung-Grimm (48) und Theresia Jansen (61) erläutern gegenüber ihre Idee von der „Bonner DenkBar“, eine ständige Einrichtung etwa in einem Pavillon, wo Bonner Bürger zusammenkommen, wo „die Beteiligungskultur gefördert wird“. Jansen nennt das „Demokratie Vitalität geben“. Nebenan diskutieren Ingrid Lohmeyer-Müller (54), Alma Hannig (38) und Rolf Gerding (58), wie sich die vielen Wissenschaftseinrichtungen besser vernetzen ließen und wie Unternehmen und Schulen davon profitieren könnten.

Mit den Ergebnissen will sich die Stadt Bonn für die nächste Stufe des Projekts bewerben, sagte Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

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