100 Jahre Café Müller-Langhardt Wo Kohl und Genscher ihren Kuchen aßen

BONN · Es ist eine Bonner Institution - nicht nur weil dort zu Bundeshauptstadtzeiten Ludwig Erhard, Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher Kuchen gegessen haben. Aus dem Stadtbild ist das "Müller-Langhardt" nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder.

 Heute führt Küchenchef Cebrail Öztung mit Sandra Knitter, Jörg Fürst, Daniel Verhoest und Marie Lucas (von links) das Regiment in dem beliebten Café mit Außenterrasse am Marktplatz.

Heute führt Küchenchef Cebrail Öztung mit Sandra Knitter, Jörg Fürst, Daniel Verhoest und Marie Lucas (von links) das Regiment in dem beliebten Café mit Außenterrasse am Marktplatz.

Foto: Horst Müller

Am Mittwoch feiert das Café am Markt ein rundes Jubiläum: Seit genau 100 Jahren bietet es seinen Gästen Torten und Pralinen nach altem, hauseigenem Rezept an. Hinter dem Familienbetrieb steht eine lange Tradition.

Alles begann damit, dass Hermann Müller und seine Frau Therese das Café am 25. September 1913 gründeten. Damals war es noch unter dem Namen Café Müller und in Verbindung mit einem Konfektionsgeschäft bekannt.

Nach dem Tod von Hermann Müller im Jahre 1924 heiratete seine Frau den Konditor Clemens Langhardt, mit dem sie das Café umbaute und es als Café-Konditorei Müller-Langhardt weiterführte.

An seinem damaligen und heutigen Standort gab es das Familienunternehmen jedoch nicht immer. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus am Markt durch Fliegerbomben zerstört. Danach begab sich die Familie auf die Suche nach einem freien Lokal.

Sie wurde fündig und betrieb das Kaffeehaus kurzzeitig am Kaiserplatz, später dann am Dreieck in der Innenstadt. "In dieser Zeit haben wir aber kaum gebacken", erinnert sich Eleonore Müller-Langhardt, die das Geschäft nach ihrer Heirat mit Thereses Sohn Hermann gegen Ende der 50er Jahre weiterführte. 2005 schied sie aus dem Betrieb aus.

Nach dem Wiederaufbau am Markt brachen schwierige Zeiten an. Das Kaffeehaus war teilweise bis Mitternacht geöffnet, sodass Kinobesucher aus dem benachbarten Metropol noch auf eine Suppe vorbeikamen. Man sei auf alle Einnahmen angewiesen gewesen, blickt Eleonore Müller-Langhardt auf diese Epoche zurück.

"Besonders aufregend war natürlich die Zeit, als die Bundesregierung noch in Bonn war", erinnert sich Katrin Müller-Langhardt, Eleonores Schwiegertochter. Auf dem Marktplatz habe man damals Persönlichkeiten wie Charles de Gaulle oder Lady Diana mit Prinz Charles sehen können. Für diese beiden habe das Kaffeehaus auch einmal Petits Fours ins Bundeskanzleramt geliefert.

Heute wird das Café von Konditor Hermann Müller-Langhardt, seinem Bruder Ulrich und dessen Ehefrau Katrin in der dritten Generation geführt.

Mit Aushilfen und Familie gehören insgesamt 19 Mitarbeiter zum Betrieb. Darunter sind auch viele, die schon seit Jahrzenten dabei sind. So auch Wolfgang Welter, Leiter der hauseigenen Backstube, der seit 35 Jahren zum Team gehört.

Da versteht es sich fast von selbst, dass es eine Jubiläumstorte zum Hundertjährigen gibt - nicht nur für die Gäste.

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