Quirinusplatz in Bonn-Dottendorf Aus einem alten Bunker werden besondere Wohnungen
Bonn · Im Bunker am Quirinusplatz in Bonn-Dottendorf suchten die Menschen im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Luftangriffen. Jetzt sollen dort acht moderne Mietwohnungen entstehen.
Andreas Frey denkt und plant in anderen Dimensionen. Mit „Nullachtfünfzehn-Lösungen“ kommt er nicht weit. „Nein“, lacht der Bauunternehmer aus dem Kreis Neuwied, der lange in Bonn gelebt hat. „Wir können nur mit Firmen zusammenarbeiten, die über besonderes Werkzeug und entsprechende Qualifikation verfügen.“
Auch diesmal hätten sich „normale“ Handwerksbetriebe die Zähne ausgebissen. Denn um in eine zwei Meter dicke Fassade Fensteröffnungen zu sägen, braucht es schweres Gerät. Eine große Diamantseilsäge beispielsweise.
Derzeit baut Frey den Bunker am Quirinusplatz um. Dort, wo im Krieg viele Dottendorfer vor den Luftangriffen Schutz suchten, entstehen acht Mietwohnungen mit einer Größe zwischen 80 und 110 Quadratmetern. Insgesamt verfügt der viergeschossige Komplex über eine Nutzfläche von etwa 822 Quadratmetern.
Bauunternehmer hat rund zwei Millionen Euro investiert
„Weihnachten steht in jeder Wohnung ein Tannenbaum“, ist sich der Unternehmer sicher. Bis die ersten Bewohner ihre Umzugskartons auspacken können, hat Frey rund zwei Millionen Euro in das denkmalgeschützte Gebäude investiert. Seit gut 20 Jahren haben sich Andreas und sein Bruder Stephan Frey auf den Umbau historischer Bauten spezialisiert. „Wir sind fasziniert von Gebäuden, die eine Geschichte haben“, erklärt er. Alte Bunker sind dabei so etwas wie ihr Steckenpferd. „Entlang der ganzen Rheinschiene sind wir aktiv“, ergänzt Andreas Frey.
Eigentlich hatten die Brüder gar nicht damit gerechnet, den Zuschlag für den Komplex zu bekommen. „Es gab große Konkurrenz“, erinnert sich der Rheinbreitbacher jetzt bei einer Besichtigung der Baustelle. Doch offenbar haben die Mitbewerber schnell erkannt, dass bei einem Bunkerumbau besonderes Know-how gefragt ist, und kalte Füße bekommen. „Am Ende kamen wir dann doch zum Zuge“, freut sich Frey.
Bevor jedoch die ersten Arbeiten in Angriff genommen werden konnten, muss die Denkmalbehörde ins Boot geholt werden. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt Bonn klappt hervorragend. Bei Problemen suchen wir immer gemeinsam nach Lösungen“, ergänzt er. „Die Kooperation ist in anderen Städten längst nicht so angenehm wie hier in Bonn.“
Aussägen der Fenster war ein Spektakel
Mittlerweile sind die Rohbauarbeiten beendet, nun geht es im Inneren weiter. Das Aussägen der riesigen Betonblöcke für Fenster und Balkontüren war im vergangenen November ein besonders Spektakel, das viele Zuschauer anlockte. Rund 80 Jahre lange wurde das Gesicht des Quirinusplatzes von der gesichtslosen Fassade des Luftschutzbunkers geprägt. Jetzt lassen riesengroße Löcher im Mauerwerk den Blick auf die dahinter liegenden Gärten zu. Ähnlich imposant ist der Ausblick im Inneren: Dort öffnet sich ein Panorama mit Blick auf den Venusberg, die Villa Monkemöller auf halber Höhe sowie den Turm der ehemaligen Burg Dottendorf.
„Das eigentliche Aussägen der Blöcke war an einem Tag so gut wie erledigt. Aber die Vorarbeiten haben sehr viel Zeit in Anspruch genommen“, berichtet Frey. Schwierig wurde es dann noch einmal im seitlichen Treppenhaus. Dort musste mit der Diamantseilsäge in die dicke Betondecke eine Aussparung gesägt werden, damit in Zukunft Licht durch eine Glaskuppel ins Innere fällt.
Im Januar gab es eine große Bunkerparty für alle Beteiligten
Wo immer es möglich ist, wollen die Bauherren Elemente aus der ursprünglichen Nutzung erhalten. So werden in einigen Wohnungen die massiven Stahltüren erhalten bleiben. Im Treppenhaus mahnt Jahrzehnte nach Kriegsende die Aufschrift „Ruhe bewahren“. Ebenso werden Sandfilter sowie Lüftungsanlage weiter zu sehen sein. Nicht immer konnte auf die original Bausubstanz aufgebaut werden. „Einiges mussten wir wegen Statik und Brandschutz ändern“, so Frey. „Aber das geschah immer ganz behutsam.“ Und bei so viel Arbeit hat man sich auch etwas Entspannung verdient. Nachdem die Öffnungen für Fenster und Türen geschafft waren, gab es Ende Januar eine große Bunkerparty für alle Beteiligten.
In ein Vorhaben will Frey allerdings noch investieren. „Wir werden ein besonderes Lichtdesign integrieren“, verspricht er. Auch dafür kann er auf seine Erfahrungen von vorhergehenden Projekten zurückgreifen. „Unsere Lichtkünstlerin hat bereits für uns gearbeitet und tolle Arbeit geliefert“.
Auf dem Immobilienmarkt werden die neuen Wohnungen am Quirinusplatz wahrscheinlich nicht lange zur Verfügung stehen. Die Anbindung des Gebäudes ist geradezu ideal. Direkt vor der Türe halten die beiden Straßenbahnlinien 61 und 62, an der nahen Hausdorffstraße liegen Haltestellen mehrerer Buslinien. Kindergärten, Grundschulen sowie weiterführende Schulen in der Umgebung sowie die Nähe zum Venusberg, zum Rhein und zur Rheinaue machen die Lage interessant.