Wohnraum in Bonn Wohnungsnot: Experten und Betroffene diskutieren

BONN · Bezahlbarer Wohnraum ist in Bonn Mangelware - für Studenten, für Familien mit nicht ganz so großem Geldbeutel und erst recht für Migranten mit mehreren Kindern. Safiye Temizel weiß das aus leidvoller Erfahrung. Die Vorsitzende des Bonner Integrationsrates wohne derzeit mit ihrer sechsköpfigen Familie auf 67 Quadratmetern, schilderte sie am Mittwochabend beim "Paritätischen Aschermittwoch".

"Doch als Migrantin mit mehreren Kindern habe ich bei privaten Vermietern keine Chance. Es scheint, als wenn Kinder wie Tiere betrachtet würden", denn bei ihren Anfragen auf Wohnungsanzeigen bekomme sie immer zu hören, die Wohnung sei schon vermietet, so Temizel.

Dass sie bei ihrer Wohnungssuche in Bonn benachteiligt würden, vermuteten auch Studenten, berichtete ein anderer Podiumsgast der Veranstaltung des "Paritätischen" im Margarete-Grundmann-Haus: Michael Wisniewski vom Allgemeinen Studierendenausschuss der Uni schilderte, dass Studenten bei privaten Vermietern oft unbeliebt seien, weil sie als wenig zahlungskräftig gälten. Er nannte einen Fall, bei dem 140 Studenten eine Wohnung besichtigt hätten. "Gerade für Auswärtige ist schon das wochenlange Suchen ein finanzielles Problem."

Kopfschütteln rief die Schilderung von Thomas Faßbender vom "Bonner Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Leerstand" hervor. Allein in der Tannenbuscher HICOG-Siedlung, die der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BIMA) gehörten, stünden Dutzende Wohneinheiten leer, für die es in der Studentenschaft Interessenten gebe. Doch die BIMA lasse die denkmalgeschützten Häuser verfallen, weil sie die Siedlung verkaufen wolle, kritisierte Faßbender.

Was aber könne die Kommunalpolitik tun, um schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, fragte Moderatorin Cornelia Benninghoven die anschließende Runde von Vertretern der Stadtratsfraktionen. Im Prinzip waren sich alle einig, dass Politik auf die Schnelle wenig tun könne.

Immerhin gebe es die Instrumente der Fehlbelegungsabgabe und der Zweckentfremdungssatzung. Letztere müsse von der Stadtverwaltung strenger kontrolliert werden, forderten Politiker und Wohnbauexperte Arnt von Bodelschwingh. Der Leiter des privaten Forschungs- und Beratungsinstituts mit Sitz in Berlin gab - neben diversen Lösungsvorschlägen - einen ganz wichtigen Ratschlag: "Stadtverwaltungen müssen das Wohnraumproblem zur Chefsache machen."

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