Prozess um Bonner Bombenanschlag Wollte Marco G. islamistische Gruppe im Gefängnis gründen?

Düsseldorf/Bonn · Der Hauptangeklagte im Prozess um den gescheiterten Bombenanschlag auf dem Bonner Hauptbahnhof, Marco G. aus Tannenbusch, hat möglicherweise in der Untersuchungshaft versucht, eine islamistische Gruppe zu bilden. Das legen Aussagen eines Mithäftlings aus der Justizvollzugsanstalt Wuppertal nahe.

Der 32-Jährige Zeuge wurde am Montag vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf mit seinen Aussagen in einer polizeilichen Vernehmung konfrontiert. Dabei hatte er im Oktober seine Begegnungen mit G. im Gefängnis geschildert.

Unter anderem soll G. gesagt haben, er wolle eine Gruppe bilden, die nach ihrer Entlassung „auf die Leute losgeht“. Von Mithäftlingen habe G. sich in der Untersuchungshaft mit „Abu Kassim“ anreden lassen und den Kampf für den Islam glorifiziert. Auch habe er versucht, Briefe aus dem Gefängnis zu schmuggeln und sich ein Telefon zu besorgen. Zentrale Aussagen aus seiner Vernehmung wollte der Zeuge gestern vor Gericht jedoch nicht mehr bestätigen.

Der 28-jährige Marco G. ist angeklagt, am Vormittag des 10. Dezember 2012 den Sprengsatz auf Bahnsteig 1 des Bonner Hauptbahnhofs mit dem Ziel abgelegt zu haben, möglichst viele Menschen zu töten. Aus welchen Gründen die selbst gebastelte Rohrbombe nicht explodierte, ist bislang unklar. Der Angeklagte wurde im November in ein anderes Gefängnis verlegt, nachdem es Hinweise darauf gab, dass er einen Ausbruch planen könnte. Zudem wurde in seiner Zelle eine selbst gebastelte Stichwaffe gefunden.

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