Aufklärung und Prävention Workshop für Kessenicher Schüler als Schutz vor sexuellem Missbrauch

Kessenich · Mitarbeiter der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück informierten Schüler der Erich Kästner Schule in Kessenich in einem Workshop "Mein Körper gehört mir" über Schutz vor sexuellem Missbrauch.

 Sexualisierte Gewalt Prävention bei einem Theater in der Erich-Kästner-Grundschule.

Sexualisierte Gewalt Prävention bei einem Theater in der Erich-Kästner-Grundschule.

Foto: Benjamin Westhoff

Lukas spielt gerne Tennis. Nur mit dem Aufschlag hapert es noch. Wie gut, dass ihm der ältere Nachbar Unterrichtsstunden geben will. Doch schon bei der ersten Übung passiert es: Der nette Herr von nebenan fasst Lukas plötzlich an den Po. „Das ist eine Alltagssituation, die jedem Kinder jederzeit passieren kann“, erläuterte Ben Steinhoff von der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück. Er und Martine Schrey übernahmen am Montag den Unterricht in der dritten und vierten Klasse der Erich Kästner Schule in Kessenich. Gesponsert vom Verein „Menschen gegen Kindesmissbrauch“ stand der interaktive Workshop unter dem Thema „Mein Körper gehört mir!“.

„Mit dieser Präventionsmaßnahme wollen wir unsere Kinder stark machen und sie so vor sexuellem Missbrauch schützen“, erklärte Schulleiterin Martina Kißgen. „Denn Kinder, die wissen, wie sie sich in unsicheren Situationen verhalten sollen, gehen gestärkt durchs Leben“, fügte Friederike Moerchel hinzu. „Wir sind froh, dass solch ein schwieriges Thema in lockerer Form aufgearbeitet wird.“

Doch ganz so einfach war das für Lukas nicht, erfuhren die Neun- bis Elfjährigen. Denn als er zu Hause von seinem Erlebnis erzählen wollte, hatte niemand Zeit für ihn. Erst eine Lehrerin reagierte auf seine Andeutungen und half ihm schließlich gemeinsam mit seinen Eltern sich gegen den Nachbarn zu wehren. „Diese Erfahrungen machen wir immer wieder. Nach einer Statistik muss ein Kind rund acht Personen ansprechen, bis ihm schließlich zugehört wird“, erklärte Schrey.

"Nein-Gefühl" weitererzählen

Missbrauch beginnt jedoch viel früher. „Kinder müssen lernen, sich zu wehren und Dinge konkret zu benennen. Denn sexuelle Gewalt fängt nicht erst mit einem Übergriff an. Das beginnt schon damit, dass man ihnen Bilder zeigt, die sie gar nicht sehen wollen“, sagte die Schauspielerin von der Theaterpädagogischen Werkstatt. „Wenn etwas passiert, das ihr nicht wollt, dann ruft laut um Hilfe“, forderte sie die Kessenicher Schüler auf. Und: „Wenn du ein Nein-Gefühl hast, geh' zu jemandem und erzähl ihm davon!“

Sara, Marlene, Alexia, Tamara und Annisa ist das Thema nicht ganz geheuer. Immer wieder reagieren sie mit Kichern auf die Themen. „Ich finde es ekelhaft, wenn ein Mann einem Kind seine Privatstelle zeigt“, erklärt Marlene schließlich und ihre Klassenkameraden wissen genau, was sie damit meint. „Die Kinder müssen die Körperteile nicht genau benennen. Wenn es ihnen unangenehm oder peinlich ist, dann könne sie auch ein anderes Wort wählen“, erklärte Steinhoff. „Hauptsache sie sagen was passiert ist.

Wie wichtig diese Arbeit ist, das erfahren die beiden Schauspieler regelmäßig. „Wir bekommen fast jede Woche eine Nachricht von einer Schule, an der wir waren, dass sich ein Kind nach unserem Besuch geöffnet und erstmals von einem Übergriff erzählt hat“, resümierte Ben Steinhoff. „Allein daran sieht man, wie wichtige diese Aufklärungsarbeit ist.“

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