Kommentar Worte allein reichen nicht

Menschen wie Ibrahim Hamo oder Unterstützerkreisen wie dem von Monika und Theo Bühler gebührt Respekt. Sie engagieren sich selbstlos.

Und sie unterschreiben Verpflichtungserklärungen, damit ein paar syrische Flüchtlinge weniger ihr Leben auf maroden Booten im Mittelmeer riskieren müssen und dank eines NRW-Programms legal dem Bürgerkrieg in der Heimat entfliehen.

Mit ihrer Verpflichtung, für die Geflohenen (außer bei Krankenkosten) komplett zu sorgen, sind die Helfer ein hohes Risiko eingegangen. Elf Monate in einem Sieben-Personen-Haushalt fünf weitere Menschen zu unterhalten, wie es Ibrahim Hamo tat, ohne Großverdiener zu sein, ist schon eine finanzielle Leistung. Jetzt droht ihm, dass er die Zahlungen des Jobcenters für seinen Bruder wieder zurückzahlen muss. Hamo und die Bühlers vertrauten auf Aussagen von Politikern, dass sie in dem Moment entlastet würden, in dem ihre Schützlinge Asyl erhalten.

Dem ist in Bonn offensichtlich nicht so. Mag NRW-Innenminister Ralf Jäger auch medienwirksam verkünden, das Land sehe bei Asylgewährung die Verantwortung der Verpflichtungsgeber als erloschen an, mag er seinen Behörden genau das per Erlass mitteilen: Letztlich ist auch Bonn von der Rechtsauffassung des Bundes abhängig. Und die besagt: Die Verpflichtungserklärungen gelten auch nach Asylgewährung weiter. Hinter vorgehaltener Hand hört man aus dem Stadthaus, Jäger habe die Aufnahme von Flüchtlingen letztlich auch nur auf dem Rücken der Angehörigen angelegt.

Zumindest ist durch seine offensive Politik Bewegung in die Diskussion gekommen. Kann es richtig sein, die Tragödien im Mittelmeer zu beklagen und sie andererseits in Sachen Unterhaltszahlung nicht verhindern zu helfen? Momentan geht jeder, der weitere Verpflichtungserklärungen unterschreibt, ein großes Risiko ein.

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