Verein der Festspielhausfreunde Wulf-Mathies: Festspielhaus-Papier gleicht Kapitulation

Bonn · Ungewöhnlich scharf hat der Verein der Festspielhausfreunde auf einen neuen Sachstandsbericht der Bonner Kulturverwaltung zum Festspielhaus reagiert.

"Die Vorlage macht deutlich, dass nichts passiert, um den Bau des Festspielhauses endlich entscheidend voranzubringen", erklärte Monika Wulf-Mathies, Vorsitzende des Vereins. "Diese Vorlage klingt wie eine Kapitulation. Sie ist ein fatales Signal."

Wulf-Mathies kritisiert die Fundraising-Bemühungen der Verwaltung, die nichts als Sympathiebekundungen ergeben hätten, und erneuert ihre Kritik an der Stadtspitze: "Der Bau war bereits finanziert, und nur durch ihre zögerliche Haltung sind zwei Sponsoren abgesprungen."

Die Vorsitzende befürchtet, dass durch die "Verzögerungstaktik" der Stadt der Rats-Beschluss pro Festspielhaus ausgehebelt werde. Auf acht Seiten listet der Bericht der Kulturverwaltung das wenige Erreichte und die vielen Hürden auf, die das Projekt bis zum erwarteten Ziel einer Fertigstellung im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 zu nehmen hätte.

Von der unvollständigen Finanzierung des Baus bis zum Fehlen einer Betreiberstiftung, vom überalterten Businessplan bis zur ungeklärten Frage, ob die Bauplanungen der Büros Hadid oder Hermann/Valentiny überhaupt vom Standort Beethovenhalle in die Rheinaue übertragbar sind, reicht die Bestandsaufnahme der Kulturverwaltung.

Eine rechtzeitige Fertigstellung des Festspielhauses - wünschenswert laut Kulturverwaltung eine Saison vor dem Jubiläumsreigen - sei schon jetzt nicht mehr möglich, heißt es in dem Papier. Das Planverfahren hätte im ersten Quartal 2013 gestartet werden müssen.

Mit eigenen Vorschlägen gehen nun die Festspielhausfreunde in die Offensive. So soll der bereits vorliegende Satzungsentwurf aus dem Jahr 2009 "auf die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden", um die Gründung der für den Betrieb des Festspielhauses nötigen Stiftung voranzutreiben.

Der Verein hält auch einen belastbaren Businessplan für den Betrieb des Hauses auf Grundlage bekannter Zahlen für realistisch. Schließlich fordert der Verein der Festspielhausfreunde, dass "dringend" Gespräche über die Finanzierung der Umplanung beider Architekten-Entwürfe für den neuen Standort Rheinaue geführt werden müssen.

Diese zusätzlichen Kosten stecken noch gar nicht im Sachstandspapier, das die Kulturverwaltung übernächste Woche dem Kulturausschuss vorlegen will. "Solange keine neuen Impulse gesetzt werden, überrascht es uns nicht, dass sich kein neuer Sponsor findet", klagte Wulf-Mathies.

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