Verein für Gefährdetenhilfe Zahl der Drogenabhängigen bleibt in etwa gleich

BONN · Eine positive Bilanz der drogentherapeutischen Arbeit des Vereins für Gefährdetenhilfe zieht für 2012 dessen Geschäftsführerin für Soziales Nelly Grunwald. "Wir haben hier in Bonn keine Riesenszene Drogenabhängiger. Und die, die da sind, sprechen wir regelmäßig an", so Grunwald.

Obwohl erst im März die genauen Zahlen für 2012 vorliegen könnten, erwarte sie kaum einen Unterschied zu 2011. "Da sprachen wir insgesamt 1142 Klienten mit Betreuung und Beratung an. Sie haben an insgesamt 19 452 Beratungsgesprächen teilgenommen."

Das zeige, dass die hauptsächlich Heroin und Kokain konsumierenden Klienten einen sehr hohen Hilfsbedarf hätten. Größenteils seien es ledige Männer deutscher Staatsbürgerschaft im Alter zwischen 29 und 49 Jahren. Für 2012 hat die Stadt dem vereinseigenen Betreuungszentrum Quantiusstraße für die drogentherapeutische Ambulanz nebst Drogenkonsumraum einen Zuschuss von 954.510 Euro gewährt.

Zutritt hätten in dieser Ambulanz ausdrücklich nur volljährige Drogenabhängige mit Bonner Aufenthaltsort und auf keinen Fall erkennbare Dealer, betont Grunwald. "Unser Ziel ist es, die gesundheitlichen Gefahren zu reduzieren und damit das Überleben der Abhängigen insbesondere beim Drogennotfall zu sichern."

Man versorge die Leute medizinisch, durch sozialarbeiterische Unterstützung, durch die Bereitstellung von sterilen Spritzenutensilien und die Vernetzung mit anderen Hilfsangeboten. Es sei ein Erfolg der langjährigen und kontinuierlichen Arbeit vor Ort, dass inzwischen 25 Prozent der Bonner Drogenkonsumenten die Raucherkabine nutzten und die gefährlicheren Injektionen vermieden, freut sich Grunwald. "Unsere Klientel wird wunderbarerweise immer älter. So gilt nicht mehr die Formel: tot oder clean", ist Grundwald schon ein wenig stolz. Man versuche beständig, an jedem Abhängigen mit Hilfsangeboten dranzubleiben.

Andererseits bedeute der Anstieg von 40- und 50-Jährigen Drogenabhängigen für Bonn natürlich auch eine neue große Herausforderung: Der Pflegebedarf dieser seit langem süchtigen Menschen sei ungeheuer groß, erläutert die Geschäftsführerin. Darauf müssten sich die Altenhilfebemühungen in den kommenden Jahren verstärkt einstellen.

"Wir versuchen, den Abhängigen eine menschenwürdige Versorgung zu sichern." Regelrecht ratlos sei die Gefährdetenhilfe aber in Bezug auf die neu hinzugekommene Gruppe süchtiger osteuropäischer Wohnungsloser. "Was machen wir mit diesen rund 70 alkoholabhängigen Personen, die hier gestrandet sind?", fragt Grundwald.

Ein Verdrängungsproblem der Süchtigen aus dem Bonner Loch in den Bereich Johanneskreuz (der GA berichtete) sieht Grunwald jedoch nicht. Der Gefährdetenhilfe seien die vergleichsweise wenigen Personen, die sich am Johanneskreuz träfen, bekannt. "Sie machen keinen Ärger", betont sie. Die Szene vom Bonner Loch habe sich auf kleine friedliche Treffs in der näheren Umgebung verteilt. "Wir sollten in Bonn wirklich nicht die Pferde scheu machen. Die Streetworker haben diese Leute namentlich auf dem Zettel."

Verein für Gefährdetenhilfe:
Der Verein für Gefährdetenhilfe wurde 1977 gegründet, um Betroffenen in besonderen sozialen Schwierigkeiten zu unterstützen. 2002 entstand der gemeinnützige Verein für Gefährdetenhilfe GmbH (VfG gGmbH). Der Träger wird als Suchthilfeanbieter von der Stadt gefördert. Er sieht sich als Interessenvertreter für alle, die hilfsbedürftig sind, am Rande der Gesellschaft stehen und aus dem sozialen Netz herauszufallen drohen.

Zur Verbesserung deren Lebenssituation hat der Verein pragmatische, bedarfsgerechte sowie eng vernetzte Hilfesysteme aufgebaut. Die drogentherapeutische Ambulanz ist in der Quantiusstraße 2a .

Kontakt über www.vfg-bonn.de

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