Einwohnerstatistik in Bonn Zahl der über 80-Jährigen wird sich bis 2030 nahezu verdoppeln

BONN · Die Prognosen zeigen auch für Bonn und die Region einen starken demografischen Wandel – wenn man die Flüchtlinge nicht mitzählt.

Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis gehören der Statistik nach noch zu den Regionen mit dem stärksten Bevölkerungswachstum. Von 2011 bis Ende 2015 hat sich die Einwohnerzahl Bonns in allen Stadtbezirken recht gleichmäßig von gut 305.750 auf 320.820 erhöht. Im Kreisgebiet stieg sie von 2010 bis 2014 von 578.250 auf fast 585.800.

In den Statistiken nicht erfasst sind dabei Personen mit Nebenwohnsitz (4475 für Bonn) sowie Flüchtlinge, die in Einrichtungen von Stadt und Land untergebracht waren (in Bonn 3935 Ende 2015). Man liegt damit in der Bevölkerungszunahme über dem Landesdurchschnitt und profitiert, so formuliert es der Kreis, von Wanderungsgewinnen aufgrund der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in der Region. Arbeitsplatzangebote ließen vor allem junge, qualifizierte Arbeitskräfte und ihre Familien nach Bonn und in den Rhein-Sieg-Kreis ziehen. Für sie gibt es kein Zurück: Was sich fünf junge Flüchtlinge am Friedrich-List-Berufskolleg vorgenommen haben

Flüchtlinge sind noch nicht mitgerechnet

Die Ankömmlinge der großen Flüchtlingswelle seit 2015 sind im direkt aus Bonn und dem Kreis stammenden Zahlenmaterial noch nicht mitgerechnet. Trotzdem weist die Statistik gerade Bonn als internationale Stadt aus. Hier wurden Ende 2014 insgesamt 87.957 Personen mit Migrationshintergrund aus 175 Staaten der Erde gezählt, davon waren 46.444 Ausländer. An erster Stelle unter den Zuwanderern standen Bürger aus der Türkei (9,7 Prozent), es folgten Zuwanderer aus Polen (8,6) und Marokko (6,6). Die Ausländerzahl erhöhte sich Ende 2015 um 1371 auf 47.658 Personen. Der prozentuale Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug damit 14,9 Prozent (2014: 14,5 Prozent). Woher kommen die Flüchtlinge?

Schaut man jedoch auf die Entwicklung der Altersstruktur in den vergangenen Jahren, so lässt sich, vorsichtig in Bonn und stärker im Rhein-Sieg-Kreis die bundesweite Überalterungstendenz feststellen. Zwar ist der Bonner 2015 mit durchschnittlich 41,6 Jahren jünger als der Bewohner anderer Städte und Gemeinden. Der ist nämlich laut Angaben von Information und Technik NRW (IT NRW) landesweit wie im Rhein-Sieg-Kreis im Schnitt 44 Jahre Jahre alt.

Immer weniger junge Menschen

Aber auch in der Bundesstadt stehen der wachsenden Zahl über 65-Jähriger immer weniger Junge gegenüber. Ende 2015 waren noch 16,9 Prozent bis zu 18 Jahre alt, im Kreis (Zahlen von 2013) noch 17,8 Prozent. Zur arbeitenden Bevölkerung von 18 bis 65 Jahren gehörten 2015 in Bonn 65 Prozent der Einwohner, im Kreis waren es 2013 nur 61,9 Prozent.

Und blickt man auf die Altenzahlen, sieht man den Bundestrend auch vor Ort bestätigt: 2015 waren schon 18,1 aller Bonner über 65 Jahre alt, im Kreis Ende 2013 sogar 20,3 Prozent – im Vergleich zu 2000 ein satter Anstieg von 5,4 Prozent. Genau hier schlagen die Prognosen des Bertelsmann-Demografie-Atlas 2010 Alarm, die Ursula Lehr im GA-Interview heranzieht und die von der neuesten Bevölkerungsvorausberechnung der Landesanstalt IT NRW bestätigt und verstärkt werden. Das Land rechnet von 2014 bis 2040 mit einem Plus von 12,1 Prozent mehr Bewohnern für Bonn und 5,7 Prozent für den Kreis.

Immerhin sollen in Bonn bis 2040 wegen des weiterhin zu erwartenden Zuzugs von Familien 6,3 Prozent mehr unter Dreijährige leben. Im Rhein-Sieg-Kreis ist aber da schon ein Abwärtstrend mit einem Minus von 9,8 Prozent Kleinkinder zu erwarten. Parallel prognostiziert das Land bis 2040 höchste Zunahmen von über 80-Jährigen: Danach werden in Bonn in 24 Jahren 61,1 Prozent mehr sehr Alte leben. Der Kreis wird sich sogar mit einer Zunahme von 113,3 Prozent mehr Menschen über 80 Jahren enorm verändern. Heißt, zusammengenommen wird sich der Anteil der über 80-Jährigen nahezu verdoppeln – wenn man die aktuellen Flüchtlingszahlen nicht mitverarbeitet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort