47 Beschäftigte betroffen Modekette Zara verlässt die Bonner Innenstadt

Exklusiv | Bonn · Die Modekette Zara verlässt Bonn Ende dieses Jahres. Der Konzern wollte eine Senkung der Miete um 50 Prozent durchsetzen, scheiterte damit und zieht nun die Konsequenzen.

 Zara am Markt in Bonn wird zum Jahresende schließen.

Zara am Markt in Bonn wird zum Jahresende schließen.

Foto: Meike Böschemeyer

Der nächste Rückschlag für die Innenstadt steht bevor: Die Mode-Kette Zara schließt nach exklusiven GA-Informationen zum Jahresende ihre große Filiale am Bonner Markt. Der Mietvertrag werde nicht verlängert, erfuhr unsere Redaktion. Auf GA-Anfrage teilte der im spanischen A Coruña ansässige Mutterkonzern Inditex schriftlich mit: „Bonn bleibt für uns ein relevanter Standort und wir sind immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um hier ein ganzheitliches und innovatives Einkaufserlebnis anbieten zu können.“ In der Zwischenzeit könnten die Kunden ja online einkaufen.

Von der Schließung sind nach Informationen dieser Zeitung 47 Beschäftigte betroffen. Ihnen solle in anderen Filialen des Konzerns in Köln, Düsseldorf oder Wuppertal ein Ersatzarbeitsplatz angeboten werden. Auch ein Sozialplan sei zusammen mit der Mitarbeitervertretung in Arbeit. Die benachbarte Filiale von Zara Home war bereits 2017 geschlossen worden.

Hinter Inditex (Industria de Diseño Textil S.A.) verbirgt sich die größte sogenannte „Fast Fashion“-Gruppe der Welt. Zum Konzern gehören neben Zara auch Labels wie Bershka, Pull & Bear, Oysho, Massimo Dutti und Stradivarius. Hauptaktionär mit 50,1 Prozent ist noch immer der Firmengründer Amancio Ortega Gaona. Mit einem Vermögen von 54,3 Milliarden Euro gilt er laut www.vermoegenmagazin.de als reichster Mensch in Europa. Seit 1999 ist der Konzern in Deutschland aktiv. Ein Jahr später eröffnete die Filiale in Bonn. Im vergangenen Jahr lag der Konzern-Gewinn nach Angaben im Bundesanzeiger bei einem Umsatz von 28,3 Milliarden noch bei 3,64 Milliarden Euro.

Im ersten Quartal 2020 hat der Konzern dann erstmals seit seinem Börsengang 2001 einen Verlust in Höhe von 409 Millionen Euro ausgewiesen. Allerdings war der nur teilweise corona-bedingt. 234 Millionen sind Rückstellungen für den Konzern-Umbau hin zu mehr Digitalisierung und Online-Verkauf. Inditex will bis 2022 zwar 300 neue Läden in Premium-Lagen eröffnen, aber zeitgleich auch 1200 Filialen schließen. Von den rund 70 Filialen in Deutschland wird nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi jede vierte schließen. Verdi kritisiert in diesem Zusammenhang eine „rücksichtslose Personalpolitik“.

Zu dieser Strategie passt die Schließung in Bonn nicht, denn die Stadt gilt als Premium-Standort. Auch mit Corona hat sie allenfalls mittelbar zu tun. Philipp Blömer, Geschäftsführer des Bonner Immobilien-Unternehmens Blömer am Markt, dem das Geschäftshaus gehört, berichtet über langwierige Verhandlungen zu einem neuen Mietvertrag in den vergangenen 18 Monaten. „Obgleich die Miete seit 20 Jahren nicht nennenswert angepasst wurde, wollte Zara einen Mietnachlass von 20 Prozent“, sagt er. Nach Beginn der Pandemie habe der Konzern dann 50 Prozent gefordert. Dazu sollte der Vermieter die Verkaufsfläche sanieren. Blömer berichtet: „Die Kosten hätten die Mieteinnahmen im Vertragszeitraum überstiegen“.

Schuh Görtz und Fitness First, bislang Untermieter von Zara, werden am Markt bleiben. Die Mietverträge wurden entsprechend angepasst. Für die restliche Fläche gebe es bereits andere Interessenten.

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