Zentralkomitee der deutschen Katholiken ZdK-Umzug von Bonn nach Berlin weiter offen

Bonn · Die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken diskutierte über einen Wegzug aus Bonn. Eine endgültige Entscheidung traf sie aber nicht.

Der Präsident des ZdK, Thomas Sternberg, wirbt für einen Umzug der Katholiken nach Berlin.

Der Präsident des ZdK, Thomas Sternberg, wirbt für einen Umzug der Katholiken nach Berlin.

Foto: Stefan Hermes

In Bad Godesberg bleiben, in die Bonner Innenstadt wechseln oder nach Berlin umziehen: Das sind die drei Optionen, zwischen denen das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Frühjahr wählen muss. Die Umzugsfrage wurde am Samstag bei der Vollversammlung in der Godesberger Stadthalle leidenschaftlich diskutiert. Die Zahl von 18 Redebeiträgen aus dem Plenum zeigte, dass viel Redebedarf besteht – und keineswegs Einigkeit herrscht.

Am Ende stand keine Entscheidung, aber ein Auftrag an Präsidium und Hauptausschuss: Bis zur Vollversammlung im Mai 2018 soll eine „entscheidungsreife Vorlage zum künftigen Standort des Generalsekretariats“ vorliegen. Eine stärkere Berlin-Präsenz sei immer wieder in Strukturkommissionen angemahnt worden, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Er erinnerte daran, dass es in Berlin schon mal ein Büro gegeben hat, das aber 2004 aufgelöst wurde. Inzwischen seien viele Verbände und Organisationen nach Berlin gewechselt. „Der Rutschbahneffekt ist leider so eingetreten, wie es die Skeptiker immer schon befürchtet hatten.“

"Wege für politische Kontakte kürzer"

Sternberg warb gleichwohl für einen Umzug in die Hauptstadt und schlüsselte die bekannten Argumente noch einmal auf: „Die gesellschaftliche Arbeit muss ins Zentrum der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung.“ Bonn sei auch nach dem Regierungswegszug eine lebendige Stadt, die Nähe zu den internationalen Organisationen der UN fraglos wichtig, aber: „Jetzt spielt die gesellschaftliche und politische Musik in Berlin.“ Schon jetzt gebe es dort viele Termine. Zudem seien die Wege für politische und mediale Kontakte kürzer, und die Reisezeiten aus den Bistümern nach Berlin nicht viel länger als nach Bonn.

Die Nähe zu politischen Einrichtungen sei für eine Einrichtung wichtig, „die sich vor allen Dingen versteht als eine Organisation, die in die Politik und die Gesellschaft hineinwirken will“. Hinzu komme, der Standort an der Hochkreuzallee sei 1952 gewählt worden, „weil alles da war“, nämlich Regierung, Bischofskonferenz, Medien und mehr. Konsequenterweise müsse man nun wieder ähnlich entscheiden. Am Hochkreuz müsse auf jeden Fall etwas geändert werden: Das Gebäude ist veraltet und sanierungsbedürftig.

„So geht es an dem Standort nicht weiter.“ In Berlin könnte man laut Sternberg in ein dauerhaft kostengünstiges Gebäude in guter Lage einziehen. Als Zeitraum nannte er Anfang 2022, wenn im Mai die Entscheidung pro Berlin falle. Ein Umzug in die Bonner Innenstadt wäre ebenfalls eine Option. Sternberg machte klar: „Egal, welche Variante wir wählen, es kostet sehr viel Geld.“

Ein "Beschluss zum Verkümmern"

Mehrere Sprecher folgten Sternbergs Argumentation. Eine Entscheidung für Bonn wäre ein „Beschluss zum Verkümmern“, meinte einer. Mehrmals wurde angemahnt, dass die Finanzierung sicher sein und eine exakte Kostenkalkulation vorgelegt werden müsse. Andere äußerten Skepsis: Man müsse nicht alles auf Berlin konzentrieren, dürfe die ländlichen Gegenden im Blick behalten und nicht blauäugig davon ausgehen, dass man Politiker von Berlin aus besser ansprechen kann, die man von Bonn aus nicht erreicht. Die Musik spiele eher in Brüssel als in Berlin, sagte einer.

Die Bonnerin Claudia Lücking-Michel, Mitglied im ZdK-Präsidium, schlug vor, auch über einen Teilumzug nachzudenken. Bis Mai wird also jetzt geplant, zudem soll eine konzeptionelle Ausrichtung des Zentralkomitees erarbeitet werden. Darüber hinaus ging es am Samstag um den Katholikentag 2022 in Stuttgart und den dritten Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt.

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