Münster in Bonn Zehntägiges Patronatsfests feierlich eröffnet

BONN · Sie sind wieder da: Am Sonntagabend um 19.55 Uhr kündigt in der Münsterbasilika eine Fanfare das Nahen der Stadtpatrone Cassius und Florentius an.

 Die Büsten der beiden Stadtpatrone werden auf Tragen zum Hochaltar gebracht.

Die Büsten der beiden Stadtpatrone werden auf Tragen zum Hochaltar gebracht.

Foto: Horst Müller

Zu ihrem zehntägigen Patronatsfest werden die Büsten der beiden Heiligen von je zwei Diakonen mit weißen Handschuhen aus dem Reliquienschrein auf Tragen hinab zum Hochaltar gebracht. Die hoch erhobenen Köpfe jener Soldaten mit den Helmen des Römischen Reiches, die ihr Haupt gaben, um andere Christen zu verschonen.

Gefolgt von Hunderten Gläubigen mit roten Kerzen und begleitet von Bläsermusik und Gesang wandern die wertvollen Reliquiare einmal um die Mauern der Basilika, unter der nach Überzeugung der Gläubigen die letzte Ruhestätte der Stadtpatrone verborgen ist.

Seit gestern ist es auch offiziell wieder "ihre" Kirche: Vor der Lichterprozession verliest Generalvikar Dominik Meiering aus Köln in Vertretung von Erzbischof Rainer Maria Woelki eine Urkunde, die die Pfarrkirche offiziell wieder unter das Patronat der Heiligen Cassius, Florentius und Martin stellt.

In der Franzosenzeit waren die Märtyrer im Namen verloren gegangen, nachdem die benachbarte kleine Pfarrkirche St. Martin abgerissen worden und deren Gemeinde in die große Basilika des aufgehobenen Stifts umgezogen war.

"Jetzt ist endlich geheilt, was in den Wirren der Franzosenjahre verloren gegangen war", zeigt sich Urkundenempfänger, Stadtdechant Wilfried Schumacher, zufrieden.

"Wir haben so viel zu teilen"

In seiner Predigt würdigt Meiering die Stadtpatrone als Vorbilder an Standhaftigkeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg und auch nach der Wiedervereinigung vor 25 Jahren hätten standhafte Menschen sich engagiert, wieder etwas aufzubauen. Auch im gut versorgten, bürgerlichen Bonn sei Standhaftigkeit heute wieder nötig.

Etwa in der Asylfrage, in der der Generalvikar an die Freigiebigkeit der Gläubigen appelliert: "Wir haben so viel zu teilen." Angesichts der gestern begonnenen Familiensynode warnt er vor Ausgrenzung und Diskriminierung. Allerdings wendet er sich auch klar gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und spricht der Politik die Regelungskompetenz in der Frage ab.

Nachdem die Reliquien der Stadtpatrone vor dem Altar abgesetzt worden sind, ziehen die Gläubigen hinab in die Krypta. "Seit mehr als 1300 Jahren bewahren wir das Andenken an Cassius und Florentius und feiern sie", sagt Bezirksbürgermeister Wolfgang Maiwaldt und bittet stellvertretend den Stadtdechanten um die Öffnung der Gruft.

Der klopft drei Mal mit dem goldenen Vortragekreuz auf den Steinboden. Die Münsterglocken beginnen zu läuten, die Orgel spielt die Cassius-Florentius-Fanfare. Die linke Eisenflügeltür klemmt etwas. Doch um 20.20 Uhr ist der Weg frei.

"Wir sind hier zugezogen. Aber Cassius und Florentius geben uns sehr viel", bekennt eine ältere Dame. Eine andere erklärt: "Ich bewundere den Mut der beiden. Wer hat so viel Mumm, wenn es eng wird?"

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