Kommentar zu Bauplänen der Post Zeit für Kompromisse

Meinung | Bonn · Dass Bonn seit dem Hauptstadtumzug wirtschaftlich aufgeblüht ist, hat viel mit den ehemaligen Staatsunternehmen Telekom, Post und Postbank zu tun. Sie sind die größten privaten Arbeitgeber der Stadt; solange sie prosperieren, muss einem um den Dienstleistungsstandort nicht bange sein.

Ein Konzernumzug, der glücklicherweise bei keinem der Unternehmen zur Debatte zu stehen scheint, wäre eine Katastrophe für Bonn. Deshalb sind die aktuellen Nachrichten aus dem Post Tower so erfreulich. Wer dreistellige Millionenbeträge in neue Bürogebäude investiert – sei es als Eigentümer oder über langfristige Mietverträge – denkt ganz sicher nicht daran, die Stadt in absehbarer Zeit zu verlassen. Das schafft Vertrauen in die Zukunft – auch bei den Postmitarbeitern selbst, die attraktivere Arbeitsräume bekommen sollen.

3500 ins Bundesviertel verlagerte Jobs bedeuten natürlich auch eine Verschärfung der Verkehrsprobleme in Stoßzeiten. Das ist eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren verstärken wird, weil weitere neue Büroflächen entstehen – irgendwann sicher auch auf dem Areal des früheren Landesbehördenhauses. Es liegt im eigenen Interesse der Post und anderer Firmen, modernes Mobilitätsmanagement zu betreiben und Mitarbeiter zum Umstieg auf Bus, Bahn oder Rad zu ermuntern.

Zunächst ist aber eine andere Hürde zu überwinden. Der gelbe Riese wünscht sich einen Neubau mit 17 Etagen am Post Tower, für den Investor Marc Asbeck nur eine Baugenehmigung für neun Etagen hat. Klar ist, dass dies nur über eine Änderung des Bebauungsplan geht. Die Frage aber ist, ob Asbeck dafür wirklich einen aufwendigen neuen Architektenwettbewerb starten muss, obwohl er schon einen genehmigten Architektenentwurf hat. Beratungsgrundlage für Stadt und Rat könnte auch eine modifizierte Variante mit 17 Stockwerken sein. Die Höhe an sich sollte kein Hinderungsgrund sein – der geplante Neubau für das UN-Klimasekretariat, nur 400 Meter entfernt, soll ja auch 18 Etagen bekommen. Jetzt ist auf beiden Seiten Kompromissbereitschaft gefragt.

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