Workshop im Deutschen Museum Zeitreise mit Wasseruhr

BONN · Ganz gegen ihre Art hat Merle, 10, am Sonntagmorgen das Frühstück verpasst. "Mein Vater hat mich geweckt, und ich habe dann erst nach den anderen gegessen."

 Auch ein Zeitmesser: Kinder des Workshops lassen sich von Narine Rickmann die Caesium-Atomuhr CS 1 erklären.

Auch ein Zeitmesser: Kinder des Workshops lassen sich von Narine Rickmann die Caesium-Atomuhr CS 1 erklären.

Foto: Horst Müller

Schuld daran war, natürlich, die Zeitumstellung: "Ich war anscheinend noch müde und habe deshalb länger geschlafen." Auch die anderen Kinder, die gestern Nachmittag am Workshop "Zeitreise" des Deutschen Museums in der Ahrstraße teilnahmen, standen noch unter dem Eindruck des staatlich verordneten Zeitverlusts. Luke, 8, gab zu bedenken: "Man meint ja nur, man hätte länger geschlafen. Aber eigentlich ist die Uhr daran schuld." Ginge es nach der Diplompädagogin und Workshop-Leiterin Narine Rickmann, dann könnte man das Uhrenumstellen sofort lassen. "Ich bin dagegen. Jetzt hat man uns eine Stunde von unserer schönen Zeit gestohlen."

Glücklicherweise hatte sie trotzdem noch 90 Minuten übrig, um mit den elf Teilnehmern zwischen sechs und zehn Jahren spannende Fragen zu beleuchten. Welche Zeiteinheiten kennen die Kinder und woraus wurden sie abgeleitet? Mit vollem Körpereinsatz stellten sie einen Tagesverlauf und seine Sonnenstunden mit Hilfe von Erdball, Mond und Taschenlampe nach. Unermüdlich rotierte Kjell als Mond um Erd-Stephan, während dieser sich gleichzeitig um die eigene Achse und die Sonne-Merle drehte.

Kurz darauf bastelten sich alle Zeitreisenden mit Schere und Kleber eine papierne Sonnenuhr - sie war die erste Form von Uhr, die die Menschheit zur Zeitbestimmung heranzog. "Aber man kann sie nur benutzen, wenn die Sonne scheint", stellte Benjamin (9) unbestechlich fest. Als Antwort griff Rickmann in die große Kiste mit Workshop-Utensilien und holte zwei Plastikbecher heraus, die schon bald, vollgegossen und leicht kleckernd, das Prinzip der Wasseruhr vor Augen führten.

Auch eine Sanduhr kam zum Einsatz. Die Kursleiterin hatte sie aus kleinen Honiggläsern selbst gebastelt. "Das ist ganz einfach, seht mal", erklärte sie das Modell in der Hoffnung, die Kinder könnten es ihr später zu Hause nachtun. "Einer der beiden Deckel bleibt dazwischen, ihr müsst nur ein kleines Loch hineinbohren." Am meisten Spaß hatten die Kinder, als mit großen Standstoppuhren ganz moderne Zeitmesser auf den Tisch kamen. Damit sollten sie ihr Zeitgefühl testen. Wie lange dauert es, bis 30, zehn oder auch nur vier Sekunden verstrichen sind? Immer wieder schnellten die Arme engagiert zum Aufzeigen nach oben, manche etwas früher, manche etwas später.

"Du hast wirklich ein tolles Zeitgefühl, Thomas", lobte Rickmann und beschloss mit dieser letzten Übung ihren Zeitreise-Workshop. Anderthalb Stunden lang hatten die Kinder durchgehalten - ganz ohne Ermüdungserscheinungen. "Das Thema Zeit ist ein sehr abstraktes", stellte die Referentin fest, "da freut es mich besonders, wenn sie mit so einer Begeisterung dabei sind."

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