Kommentar Zensur ist keine Antwort

Die französische Übersetzung von Akif Pirinçcis erfolgreichem Katzenkrimi "Felidae" ist auf Amazon noch zu kaufen. Am Montagmittag jedenfalls gab es noch drei Exemplare auf Lager. Und sonst? Nichts. Auch im Buchhandel werden die Fälle des detektivischen Katers aus der Bonner Südstadt nicht mehr angeboten.

Ist das richtig? Dieser Boykott zeugt jedenfalls nicht von einem selbstbewussten und reifen Umgang mit einem, der sich mit seinen menschenverachtenden Äußerungen, übrigens nicht nur gegen Flüchtlinge, gedanklich scheinbar völlig verlaufen hat.

Dass sich Pirinçci mit seinem KZ-Zitat, in dem er die Gegner der Asylpolitik mit den verfolgten Juden im Dritten Reich vergleicht, komplett diskreditiert hat, steht außer Frage. Gleichwohl ist eine Verbannung aller seiner Bücher nicht die richtige Erwiderung.

Und so ist die Haltung der Stadtbibliothek nur zu begrüßen. Ihr Auftrag sei es, Zugang zu Büchern und Informationen zu ermöglichen, nicht Zensur zu üben, heißt es. Im Kulturausschuss war - offensichtlich von einer breiten Mehrheit - die Frage aufgeworfen worden , "in welcher Form die Stadtbibliothek ihre Kunden darüber aufklärt, welche Position der auch in der Stadtbibliothek mit Titeln vertretene Autor Akif Pirinçci heute öffentlich vertritt".

Einen Beipackzettel oder einen warnenden Aufkleber wie auf Zigarettenschachtel wird es wohl nicht geben. Im Internet verweist die Bibliothek jedenfalls auf die Diskussion und auf etliche Zeitungsartikel. Das wird wohl auch völlig ausreichend sein.

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